Jetzt: Kristijan Aufiero - Außen vor? Der Mann im Schwangerschaftskonflikt.
Kristijan Aufiero - Außen vor? Der Mann im Schwangerschaftskonflikt.

Der Synodale Weg

Worum geht es?

Die Kirche in Deutschland hat sich am 1. Dezember 2019 auf einen "Synodalen Weg" begeben, der bis 2023 andauern wird. Es soll ein Weg der Umkehr und der Erneuerung sein, angestoßen durch den Missbrauchsskandal. Praktisch gesehen handelt es sich um einen Gesprächsprozess zwischen Bischöfen und Laien aus verschiedenen (Erz-)Bistümern. Es wird in vier thematisch unterschiedlichen Foren diskutiert und gearbeitet. An jedem Forum nehmen 30 bis 35 Mitglieder teil, die durch die Synodalversammlung gewählt werden. Es handelt sich entweder um Mitglieder der Synodalversammlung selbst oder um Beraterinnen und Berater. Jedes Forum wählt aus seinen Mitgliedern zwei Vorsitzende, wobei ein Vorsitzender Mitglied der Deutschen Bischofskonferenz und der andere Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken ist. Das Forum erarbeitet die Vorlage für die Synodalversammlung. 

Synodaler Weg nach fünfter Synodalversammlung offiziell beendet

Auf der Versammlung wurden grundlegende Texte diskutiert, überarbeitet und Beschlüsse gefasst. Der Synodalversammlung gehören "die Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz, 69 Vertreter des Zentralkomitees der deutschen Katholiken sowie weitere und Vertreter geistlicher Dienste und kirchlicher Ämter, junge Menschen und Einzelpersönlichkeiten an. Insgesamt umfasst die Synodalversammlung 230 Personen." (synodalerweg.de)

radio horeb war mit einem Team vor Ort und berichtet von der Versammlung. Alle Beiträge finden Sie hier.

"Zur Wahrung der Freiheit des Volkes Gottes und der Ausübung des bischöflichen Amtes erscheint es notwendig klarzustellen: Der 'Synodale Weg' in Deutschland ist nicht befugt, die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten.

Es wäre nicht zulässig, in den Diözesen vor einer auf Ebene der Universalkirche abgestimmten Übereinkunft neue amtliche Strukturen oder Lehren einzuführen, welche eine Verletzung der kirchlichen Gemeinschaft und eine Bedrohung der Einheit der Kirche darstellen würden. In diesem Sinne rief der Heilige Vater in seinem Schreiben an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland in Erinnerung: 'Die Weltkirche lebt in und aus den Teilkirchen, so wie die Teilkirchen in und aus der Weltkirche leben und erblühen; falls sie von der Weltkirche getrennt wären, würden sie sich schwächen, verderben und sterben. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, die Gemeinschaft mit dem ganzen Leib der Kirche immer lebendig und wirksam zu erhalten'[1]. Daher ist es wünschenswert, dass die Vorschläge des Weges der Teilkirchen in Deutschland in den synodalen Prozess, auf dem die Universalkirche unterwegs ist, einfließen mögen, um zur gegenseitigen Bereicherung beizutragen und ein Zeugnis der Einheit zu geben, mit welcher der Leib der Kirche seine Treue zu Christus, dem Herrn, bekundet."

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[1] FRANZISKUS,Schreiben an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland, 9.

(Quelle: press.vatican.va)

"Wir begrüßen, dass der Heilige Stuhl noch einmal hervorhebt, wozu wir uns bereits vor dem Beginn des Synodalen Weges 2019 in der Satzung und Geschäftsordnung verpflichtet haben:

'Beschlüsse der Synodalversammlung entfalten von sich aus keine Rechtswirkung. Die Vollmacht der Bischofskonferenz und der einzelnen Diözesanbischöfe, im Rahmen ihrer jeweiligen Zuständigkeit Rechtsnormen zu erlassen und ihr Lehramt auszuüben, bleibt durch die Beschlüsse unberührt.'

'Beschlüsse, deren Themen einer gesamtkirchlichen Regelung vorbehalten sind, werden dem Apostolischen Stuhl als Votum des Synodalen Weges übermittelt.' (Artikel 11 und 12)

Wir werden nicht müde zu betonen, dass die Kirche in Deutschland keinen "deutschen Sonderweg" gehen wird. Dennoch sehen wir es als unsere Pflicht an, klar zu benennen, wo aus unserer Sicht Änderungen notwendig sind. Dabei spüren wir bereits jetzt, dass die von uns benannten Probleme und Fragen weltweit ähnlich sind.

Wir möchten ebenfalls in Erinnerung rufen, dass der Synodale Weg die Konsequenz aus der Studie 'Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz' (MHG-Studie) ist und wir sind dankbar, dass die Bischöfe und das ZdK diesen Weg gemeinsam gehen und sich der Unterstützung und aktiven Mitarbeit des pilgernden Volkes Gottes gewiss sein dürfen.

2021 hat Papst Franziskus einen weltweiten synodalen Prozess eröffnet. Wir werden uns selbstverständlich wie geplant – und auch dazu ermutigt uns die heutige Erklärung – mit Erfahrungen und Ergebnissen des Synodalen Weges in den synodalen Prozess der Weltkirche einbringen. Wir haben stets betont, dass wir diesen durch unsere Arbeiten aktiv mitgestalten wollen. Denn wir sind überzeugt, dass dies zu einer ‚gegenseitigen Bereicherung‘ (Erklärung des Heiligen Stuhls) führt.

In der Geschäftsordnung und Satzung des Synodalen Weges formulieren wir die aus unserer Sicht notwendige und von uns gewollte Kommunikation mit dem Apostolischen Stuhl. Der Apostolische Nuntius in Deutschland ist zur dauerhaften beobachtenden Teilnahme am Synodalen Weg eingeladen. Wir bemühen uns seit Beginn des Synodalen Weges von Seiten des Präsidiums um direkte Wege der Kommunikation mit den römischen Stellen. Dies wäre unseres Erachtens der Ort für solche Klärungen. Leider ist das Synodalpräsidium bis heute nicht zu einem Gespräch eingeladen worden. Dass diese direkte Kommunikation bislang nicht stattfindet, bedauern wir irritiert. Synodale Kirche geht nach unserem Verständnis anders! Das gilt auch für die Art der heutigen Kommunikation, die bei uns Verwunderung auslöst. Es zeugt von keinem guten Stil der Kommunikation innerhalb der Kirche, wenn nicht namentlich gezeichnete Erklärungen veröffentlicht werden.

Die nächste Synodalversammlung wird der Ort sein, um das Anliegen des Heiligen Stuhls ebenso aufzugreifen wie zu diskutieren. Nochmals betonen wir als Präsidenten des Synodalen Weges, dass uns an einem baldigen Gespräch mit möglichst vielen Stellen innerhalb der römischen Kurie gelegen ist."

(Quelle: synodalerweg.de)

Zur Frage der Evangelisierung

Eine häufig gestellte Frage bzgl. des Synodalen Weges ist, warum der dringende Wunsch von Papst Franziskus, die Evangelisierung als Priorität zu behandeln, in den Foren nicht aufgegriffen wurde. Die Antwort des Synodalen Weges dazu: 

"Evangelisierung ist das übergeordnete Ziel des Synodalen Weges. Beim Synodalen Weg geht es darum, neue Wege zu suchen, um das Evangelium Christi glaubwürdig zu verkünden. Damit dies gelingen kann, folgen die Mitglieder der Synodalversammlung einem doppelten Zuhören: Einerseits das aufrichtige einander Zuhören aller Mitglieder und andererseits das Hören auf den Heiligen Geist. Dieses Hören erfordert die Bereitschaft, sich von der Gegenwart des Heiligen Geistes berühren und tragen zu lassen.

In Anlehnung an Papst Franziskus, der der katholischen Kirche in Deutschland den "Primat der Evangelisierung" ans Herz gelegt und sie ermutigt hat, die geistliche Dimension des Synodalen Weges mit den strukturellen Herausforderungen zu verbinden, gilt für die Mitglieder der Synodalversammlung gemäß der Satzung des Synodalen Weges: "Als getaufte Frauen und Männer sind wir berufen, die 'Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes' (Tit 3,4) in Wort und Tat zu verkündigen, sodass Menschen die Frohe Botschaft in Freiheit hören und annehmen können. Wir wollen auf dem Synodalen Weg die Voraussetzungen dafür verbessern, dass wir diese Aufgabe glaubwürdig erfüllen können. In den Mittelpunkt stellen wir die Frage nach Gott und dem Weg, den er heute mit den Menschen gehen will. Wir sehen, dass es für viele Menschen die Kirche selbst ist, die das Bild Gottes verdunkelt. Wir setzen auf die Kraft des Heiligen Geistes, die Kirche zu erneuern, sodass sie Jesus Christus als Licht der Welt glaubwürdig bezeugen kann." (Quelle: https://www.synodalerweg.de/faq)

Synodalforum 1

"Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag"

Das erste Forum fragt, wie mit der Macht in der Kirche umgegangen wird. Was muss getan werden, um Machtabbau und eine Verteilung von Macht zu erreichen? Unsere Beiträge zu diesem Thema

 

Synodalforum 2

"Priesterliche Existenz heute"

Das zweite Forum fragt, wie die priesterliche Existenz und das Amt des Priesters in Zukunft aussehen, im Lichte der Tradition der Kirche, aber auch unter veränderten Rahmenbedingungen. Besonders geht es auch um die Frage des Zölibats. Unsere Beiträge zu diesem Thema

 

Synodalforum 3

"Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche"

Das dritte Forum beleuchtet die Rolle der Frau in der Kirche. Hier steht die Frage im Fokus, ob Frauen zu Priestern und Diakonen geweiht werden können. Unsere Beiträge zu diesem Thema

Synodalforum 4

"Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft"

Das vierte Forum behandelt Fragen der Sexualmoral der Kirche. Unter Berücksichtigung der Erkenntnisse aus Theologie, Humanwissenschaften sowie der "Lebensrealität der Menschen" soll die Lehre der Kirche kritisch hinterfragt werden. Unsere Beiträge zu diesem Thema 

Ein Mann, ein Reicher, geht Jesus entgegen, als er „sich auf den Weg machte“ (Mk 10,17). Die Evangelien stellen uns Jesus oft „auf dem Weg“ vor, wie er den Weg des Menschen begleitet und den Fragen zuhört, die dessen Herz beschäftigen und bewegen. So zeigt er uns, dass Gott nicht an isolierten und ruhigen Orten wohnt, weit weg von der Realität, sondern mit uns geht und uns dort erreicht, wo immer wir sind, auf den manchmal holprigen Straßen des Lebens.
Und heute, da wir den synodalen Weg eröffnen, beginnen wir damit, uns selbst zu fragen – der Papst, die Bischöfe, die Priester, die Ordensmänner und -frauen, die Laiinnen und Laien: Verkörpern wir, die christliche Gemeinschaft, den Stil Gottes, der durch die Geschichte hindurchgeht und die Ereignisse der Menschheit teilt? Sind wir bereit, uns auf das Abenteuer des Weges einzulassen, oder flüchten wir uns aus Angst vor dem Unbekannten lieber in die Ausreden „das ist nicht nötig“ und „das hat man schon immer so gemacht“? Eine Synode abzuhalten bedeutet, gemeinsam einen Weg zu beschreiten. Schauen wir auf Jesus, der auf der Straße zuerst dem reichen Mann begegnet, sich dann seine Fragen anhört und ihm schließlich hilft zu unterscheiden, was er tun muss, um das ewige Leben zu gewinnen. Begegnen, zuhören, unterscheiden: drei Verben des synodalen Weges, auf die ich mich
konzentrieren möchte. Begegnen. Das Evangelium beginnt mit der Erzählung einer Begegnung. Ein Mann geht auf Jesus zu, kniet vor ihm nieder und stellt ihm eine entscheidende Frage: „Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben?“ (v. 17). Eine so wichtige Frage erfordert Aufmerksamkeit, Zeit, die Bereitschaft, dem anderen zu begegnen und sich von seiner Unruhe herausfordern zu lassen. Der Herr ist in der Tat nicht distanziert, er zeigt sich nicht verärgert oder beunruhigt, im Gegenteil, er bleibt bei ihm. Er ist offen für Begegnung. Nichts lässt ihn gleichgültig, alles bewegt ihn. Die Begegnung mit Gesichtern, das Kreuzen von Blicken, das Teilen der Geschichte eines jeden Menschen: das ist die Nähe Jesu. Er weiß, dass eine Begegnung das Leben verändern kann. Und das Evangelium ist voll von Begegnungen mit Christus, die aufrichten und heilen.

Auch wir, die wir diesen synodalen Weg beginnen, sind aufgerufen, Experten in der Kunst der Begegnung zu werden. Es geht nicht darum, Veranstaltungen zu organisieren oder theoretische Überlegungen zu den Problemen anzustellen, sondern vor allem darum, uns Zeit zu nehmen,
um dem Herrn zu begegnen und die Begegnung unter uns zu fördern. Eine Zeit, um dem Gebet, der Anbetung, dem, was der Geist der Kirche sagen will, Raum zu geben; sich dem Gesicht und dem Wort des anderen zuzuwenden, uns von Angesicht zu Angesicht zu begegnen, uns von den
Fragen der Schwestern und Brüder berühren zu lassen, uns gegenseitig dabei zu helfen, dass die Vielfalt der Charismen, der Berufungen und der Ämter uns bereichert. Jede Begegnung erfordert – wie wir wissen – Offenheit, Mut und die Bereitschaft, sich vom Gesicht und von der Geschichte des anderen herausfordern zu lassen. Während wir es manchmal vorziehen, uns in formale Beziehungen zu flüchten oder Masken der Konvention zu tragen, verändert uns die Begegnung und zeigt uns oft neue Wege auf, die wir nicht für möglich gehalten hätten. Oft zeigt uns Gott gerade auf diese Weise die Wege, die wir gehen sollen, und bringt uns aus unseren müden Gewohnheiten heraus. Alles ändert sich, wenn wir zu echten Begegnungen mit ihm und untereinander fähig sind. Ohne Formalitäten, ohne Täuschung, ohne Tricks. Das zweite Verb: zuhören. Eine echte Begegnung entsteht nur durch Zuhören. Jesus hört sich die Frage des Mannes und seine religiöse und existenzielle Unruhe an. Er gibt keine rituelle Antwort, er bietet keine vorgefertigte Lösung an, er gibt nicht vor, freundlich zu antworten, nur um ihn loszuwerden und seinen Weg fortzusetzen. Er hört ihm zu. Er, Jesus, hat keine Angst, mit dem Herzen zu hören und nicht nur mit den Ohren. Seine Antwort nimmt nicht nur die Frage zur Kenntnis, sondern erlaubt dem reichen Mann, seine eigene Geschichte zu erzählen und frei über sich selbst zu sprechen. Christus erinnert ihn an die Gebote, und er beginnt, von seiner Kindheit zu erzählen, von seinem religiösen Weg, von seiner Weise, nach Gott zu streben. Wenn wir mit dem Herzen zuhören, geschieht genau das: Die andere Person fühlt sich angenommen, nicht beurteilt, und frei, von ihren eigenen Erfahrungen und ihrem spirituellen Weg zu erzählen.
Fragen wir uns: Wie halten wir es in der Kirche mit dem Zuhören? Wie steht es um das „Hören“ unseres Herzens? Erlauben wir den Menschen, sich zu äußern, im Glauben voranzuschreiten, auch wenn sie schwierige Lebenswege haben; zum Leben der Gemeinschaft beizutragen, ohne
behindert, abgelehnt oder verurteilt zu werden? Eine Synode abzuhalten bedeutet, sich auf denselben Weg zu begeben wie das Wort, das Mensch geworden ist: Es bedeutet, in seine Fußstapfen zu treten und sein Wort zusammen mit den Worten der anderen zu hören. Es geht darum, mit Erstaunen zu entdecken, dass der Heilige Geist auf immer überraschende Weise weht, um neue Wege und Sprachen zu suggerieren. Es ist eine langsame, vielleicht mühsame Übung, zu lernen, uns einander zuzuhören – Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laien – und dabei künstliche und oberflächliche Antworten zu vermeiden. Der Geist fordert uns auf, die Fragen, die Ängste und die Hoffnungen jeder Kirche, jedes Volkes und jeder Nation anzuhören. Und auch, auf die Welt zu hören, auf die Herausforderungen und Veränderungen, vor die sie uns stellt. Wir dürfen unsere Herzen nicht schalldicht machen, wir dürfen uns nicht hinter unseren Gewissheiten verbarrikadieren. Lasst uns gegenseitig zuhören. Und schließlich: unterscheiden. Sich zu treffen und einander zuzuhören ist kein Selbstzweck, der die Dinge lässt, wie sie sind. Im Gegenteil, wenn wir in den Dialog eintreten, stellen wir uns selbst in Frage, wir machen uns auf den Weg, und am Ende sind wir nicht mehr dieselben wie vorher, wir haben uns verändert. Das heutige Evangelium zeigt uns dies. Jesus spürt, dass der Mann, der vor ihm steht, gut und religiös ist und die Gebote einhält, aber er will ihn über die bloße Einhaltung der Gebote hinausführen. Im Dialog hilft er ihm, zu unterscheiden. Er schlägt ihm vor, in sich selbst hinein zu schauen, im Licht der Liebe, mit der er selbst, der ihn ansieht, ihn liebt (vgl. V. 21), und in diesem Licht zu unterscheiden, woran sein Herz wirklich hängt. Und um dann zu entdecken, dass sein Gut nicht darin besteht, weitere religiöse Handlungen hinzuzufügen, sondern im Gegenteil, sich zu entleeren: zu veräußern, was sein Herz vereinnahmt, um Platz für Gott zu schaffen. Dies ist auch für uns ein wertvoller Hinweis. Die Synode ist ein Weg der geistlichen Unterscheidung, die in der Anbetung, im Gebet und im Kontakt mit dem Wort Gottes stattfindet. Und die zweite Lesung gerade heute sagt uns, dass das Wort Gottes „lebendig ist (…), wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert; es dringt durch bis zur Scheidung von Seele und Geist, von Gelenken und Mark; es richtet über die Regungen und Gedanken des Herzens“ (Hebr 4,12). Das Wort öffnet uns die Augen für die Unterscheidung und erleuchtet sie. Es richtet den synodalen Weg so aus, dass er keine kirchliche „convention“, keine Studientagung oder ein politischer Kongress ist, sondern ein Ereignis der Gnade, ein Heilungsprozess unter der Leitung des Heiligen Geistes. In diesen Tagen ruft uns Jesus auf, so wie er es mit dem reichen Mann im Evangelium getan hat, uns leer zu machen, uns von dem zu befreien, was weltlich ist, und auch von unseren Verschlossenheiten und unseren sich wiederholenden pastoralen Modellen; uns zu fragen, was Gott uns in dieser Zeit sagen will und in welche Richtung er uns führen möchte.


Liebe Brüder und Schwestern, ich wünsche uns einen guten gemeinsamen Weg! Mögen wir Pilger sein, die das Evangelium lieben und offen sind für die Überraschungen des Geistes. Lassen wir uns die Gnadenmomente der Begegnung, des Einander-Zuhörens und der Unterscheidung nicht entgehen. Tun wir dies in der freudigen Gewissheit, dass der Herr, den wir suchen, uns mit seiner Liebe zuvorkommt.


© Copyright – Libreria Editrice Vaticana

Gott, unser Vater,
    Du bist denen nahe,
    die Dich suchen.
Zu Dir kommen wir mit den Fragen unserer Tage,
    mit unserem Versagen und unserer Schuld,
    mit unserer Sehnsucht und unserer Hoffnung.
Wir danken Dir für Jesus Christus,
    unseren Bruder, unseren Freund und unseren Herrn.
Er ist mitten unter uns,
    wo immer wir uns in seinem Namen versammeln.
Er geht mit uns auf unseren Wegen.
Er zeigt sich uns in den Armen, den Unterdrückten,
    den Opfern von Gewalt,
    den Verfolgten und an den Rand Gedrängten.

Wir bitten Dich:
Sende uns den Heiligen Geist,
    der neues Leben schafft.
Er stehe unserer Kirche in Deutschland bei
    und lasse sie die Zeichen der Zeit erkennen.
Er öffne unser Herz,
    damit wir auf Dein Wort hören
    und es gläubig annehmen.
Er treibe uns an, miteinander die Wahrheit zu suchen.
Er stärke unsere Treue zu Dir
    und erhalte uns in der Einheit mit
    unserem Papst und der ganzen Kirche.
Er helfe uns,
    dass wir Deine Gerechtigkeit und
    Deine Barmherzigkeit erfahrbar machen.
Er gebe uns die Kraft und den Mut,
    aufzubrechen und Deinen Willen zu tun.
Denn Du allein bist das Licht, das unsere Finsternis erhellt,
    Du bist das Leben, das Gewalt, Leid und Tod besiegt.
Dich loben wir, jetzt und in Ewigkeit. Amen.

Vor dir stehen wir, Heiliger Geist,
während wir uns in deinem Namen versammeln.

Allein mit dir uns zu leiten,
beheimate dich in unseren Herzen,
lehre uns den Weg, den wir gehen müssen,
und wie wir ihn verfolgen.

Wir sind schwach und sündig;
lass uns nicht Unordnung verbreiten,
lass weder Unwissenheit uns auf einen falschen Pfad führen
noch Parteilichkeit unser Handeln beeinflussen.

Lass uns in dir unsere Einheit finden,
damit wir gemeinsam dem ewigen Leben entgegengehen
und nicht abweichen vom Weg der Wahrheit
und dem, was richtig ist.

Um all dies bitten wir dich,
der an jedem Ort und zu jeder Zeit am Werk ist,
in Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn,
für immer und in Ewigkeit.
Amen.

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