Jetzt: Mission - Menschen für Christus und sein Reich gewinnen
Mission - Menschen für Christus und sein Reich gewinnen

Der Heilige Nikolaus

Biographie, Legenden und Brauchtum

Jeder, wirklich jeder kennt diesen Heiligen der Kirche, den wir am 6. Dezember feiern. Er ist der Gabenbringer schlechthin und bringt die Augen der Kinder zum Leuchten: der Heilige Nikolaus. Wir schauen in diesem Beitrag auf die Person des Heiligen, seine Wunder und die Legenden.

Der Heilige Nikolaus ist eine Mischung aus zwei historischen Personen

Unser Bild vom Heiligen Nikolaus fußt größtenteils auf Legenden. Historisch gesichert ist zur Person des Heiligen wenig. Nach aktueller Forschung ist "unser Heiliger Nikolaus" offenbar eine Mischung aus zwei historischen Figuren mit gleichem Vornamen:

  1. Bischof Nikolaus von Myra: Er lebte wahrscheinlich im 4. Jahrhundert in Kleinasien.
  2. Nikolaus von Sion: Er war Bischof von Pinora und starb an einem 10. Dezember 564.

Der bekanntere der beiden, Nikolaus von Myra, wurde den Quellen nach um 270 nach Christus in Patara in der heutigen Türkei geboren. Später wurde er zum Bischof von Myra geweiht. Myra heißt heute Demre und liegt in der Provinz Antalya in der Türkei. Gestorben ist er an einem 6. Dezember ca. 345 bis 351 nach Christus.

Nikolaus als Wundertäter - Legenden als Ursprung der Verehrung

Ab dem 6. Jahrhundert sind sogenannte Sekundärlegenden rund um das Leben und die Person des Heiligen Nikolaus entstanden.

Das sind drei der bekanntesten Legenden:

Drei Legenden des Heiligen Nikolaus

Die "Stratelatenlegende" ("Stratelat" heißt "Feldherr" übersetzt) ist die älteste der Legenden rund um den heiligen Nikolaus. Sie ist zu Beginn des 6. Jahrhunderts entstanden. Das Besondere: Nikolaus soll dieses Wunder bereits zu seinen Lebzeiten gewirkt haben. Das Wunder soll sich wie folgt zugetragen haben:

In der Regierungszeit Kaiser Konstantins sind Frigia Adaifalorum (Phrygien) Unruhen ausgebrochen. Konstantin musste handeln und schickte drei Feldherren - Nepotianus, Ursus und Eupoleo - mit Soldaten, um den Aufstand niederzuschlagen. Ihr Schiff wurde von einem Unwetter nicht nach Phrygien, sondern nach Lykien getrieben. Sie landeten im Hafenort Andriake bei Myra. Die Soldaten fingen an, die Städte zu verwüsten und zu plündern. Die Einwohner leisten Widerstand, aber waren zahlenmäßig weit unterlegen - wäre nicht Nikolaus herbeigeeilt und hätte gemeinsam mit den drei Feldherren die Ordnung wieder hergestellt.
Als sie gemeinsam nach Myra kamen, hatte der korrupte Präfekt von Myra drei Männer unschuldig zum Tode verurteilt. Nikolaus, begleitet von Nepotianus, Ursus und Eupoleo, konnte die Hinrichtung verhindern.

Nach dieser Szene, kehrten die drei Feldherren nach Konstantinopel zurück und wurden verraten. Im Gefängnis auf ihre eigene Hinrichtung wartend, erinnerten sie sich an ihr Erlebnis in Myra und flehten im Gebet die Hilfe des Bischofs von Myra an. Das Gebet wirkte: Noch in derselben Nacht erschien Nikolaus im Traum dem Kaiser und dem Minister, der den Verrat ermöglicht hatte. Nikolaus drohte beiden mit schlimmen Konsequenzen, wenn die Unschuldigen nicht freigelassen würden. Konstantin zeigte sich davon tief beeindruckt und ließ die drei Männer frei.

Nikolaus wird in der Ostkirche als "Überheiliger" verehrt
Die "Stratelatenlegende" machte aus dem Bischof Nikolaus nicht nur einen Wundertäter, sondern zu einem "Hyperhagios" - einem "Überheiligen". Er musste nicht als Märtyrer sterben, sondern soll nach seinem natürlichen Tod in den Himmel erhoben worden sein. Die Ostkirche verehrt den heiligen Nikolaus als ersten Bekenner, weil er mit seinem ganzen Leben Christus bekannt und Zeugnis für ihn abgelegt hat.

Eine Legende berichtet von einem armen Mann mit drei Töchtern. Er konnte sie nicht standesgemäß verheiraten - sie sollten als Prostituierte den Lebensunterhalt der armen Familie bestreiten. Der junge Nikolaus, Erbe eines großen Vermögens, hat das mitbekommen und drei Nächte lang je einen Beutel voll Geld ins Haus der Verarmten geworfen. In jedem Beutel befand sich die Mitgift für eine der Töchter und ermöglichte so ihre Verheiratung. Beim dritten Mal kann der Vater den Wohltäter einholen und dankt ihm.

Die drei Goldklumpen sind eines der vielen Attritbute, mit denen der heilige Nikolaus abgebildet ist. Es geht auf diese Legende zurück.

Als eine große Hungersnot die Bewohner von Lykein heimsuchte, legten im Hafenort Andriake alexandrinische Kornschiffe an. Bischof Nikolaus, der von Myra nach Andriake gekommen war, bat die Seeleute, etwas von ihrer Ladung abzugeben. Diese lehnten das ab und sagten, dass die Ladung aufs Gramm genau gewogen worden sei. Nikolaus jedoch versicherte ihnen, dass nichts von dem Korn fehlen würde. Von jedem Schiff erhielt er hundert Scheffel Korn für die Bewohner von Lykien. In Konstantinopel fehlt nichts am Gewicht des Korns. Das von Nikolaus verteilte Korn konnte die Menschen zwei Jahre lang ernähren und ausgesät werden.

Diese Legende macht Nikolaus sehr früh zum Patron der Seeleute.

Diese genannten und zahlreiche weitere Legenden zeichnen Nikolaus als jemanden aus, der die Menschen zu Jesus Christus geführt hat. Er speiste - wie im Kornwunder geschehen - Hungernde, wirkte Wunder schon zu Lebzeiten, erweckte Tote zum Leben und bewahrte die Armen vor Sünde und Verderben.

Die Verehrung des Heiligen Nikolaus entwickelt sich ab dem 5. Jahrhundert

Zweifelsohne hat die Verehrung des Heiligen Nikolaus mit den überlieferten Legenden richtig Fahrt aufgenommen. In der Ostkirche jedoch wird der Heilige bereits seit dem 5. Jahrhundert verehrt. Im 9. Jahrhundert erhielt Nikolaus seinen Status als Heiliger. Durch den byzantinischen Einfluss der Ost- auf die Westkirche gelangte der Nikolauskult sehr rasch auch in den Westen. Im 7./8. Jahrhundert wurde er ein fester Bestandteil der Westkirche. Im Jahr 818 kamen erstmals Reliquien des Heiligen Nikolaus nach Fulda. 973 wurde die erste Nikolaus-Kapelle in Kempten im Allgäu geweiht, und in der italienischen Hafenstadt Bari ruhen die Überreste des Heiligen.

Der Nikolauskult blühte vom 13. bis zum 16. Jahrhundert in der Westkirche auf. Heiligenkataloge aus dieser Zeit listen Nikolaus als den Heiligen auf, der im Advent das neue Kirchenjahr eröffnet.

Der Nikolaus kommt - trotz Martin Luther

Der protestantische Reformator Martin Luther versuchte, die Bedeutung des Heiligen zu mindern, indem er ihm das Schenken abnahm und auf Weihnachten verlegte. Mit Erfolg: Seit 1535 beschenkte "der Heilige Christ" die Kinder an Weihnachten. Trotzdem kamen um den Gedenktag des Heiligen Nikolaus zahlreiche andere Bräuche auf. Einer davon ist der sogenannte "Einkehr-" oder "Einlegebrauch". Auch hier bildet eine Legende den Ursprung: Hatte Nikolaus den drei Töchtern Goldklumpen ins Haus geworfen, befüllte er nun die Kinderschuhe, die vor der Türe standen. Mit der Zeit wanderte dieser Brauch ins Private: Auch heute kehrt Nikolaus am Vorabend des Gedenktages bei der Familie ein und prüft Lebenswandel und Glaubenswissen der Kinder. Tüchtige Kinder werden belohnt, die anderen ermahnt. Das Verhalten der Kinder liest er dabei in seinem "Goldenen Buch" nach - oder erfährt es vorher von den Eltern.

Kitsch und Kommerz: Aus Nikolaus wird Weihnachtsmann

Bereits seit der Reformation als Gabenbringer abgelöst, gelangte der Nikolauskult von den Niederlanden nach Nordamerika. Im Laufe des 19. Jahrhunderts verliert "Santa Claus", wie er genannt wurde, jeglichen Bezug zu seinem bischöflichen Vorbild: Rot-weißer Mantel und Pelzmütze ersetzen Mitra und Bischofsstab. Im Vordergrund steht nun nicht mehr der heilige Bischof, sondern ein "Vater Winter": "Pausbäckig mit Bäuchlein, gemütlich und weißgebärtet" (aus "Lexikon der Bräuche und Feste" von Manfred Becker-Huberti).

Der Weihnachtsmann ist das "weltliche" Gegenstück zum Nikolaus. Thomas Nast gilt als Erfinder der Figur. Der gebürtige Rheinländer ist 1846 mit seiner Mutter in die USA ausgewandert und hat dort während des Bürgerkrieges (1861-1865) aus dem "Pelznickel" aus seiner Kindheit und dem niederländischen "Sinterklaas" den Weihnachtsmann geschaffen.

Der Weihnachtsmann als Werbegesicht von Coca Cola

1932 hat der Weihnachtsmann sein endgültiges Outfit in den Hausfarben des Softdrink-Herstellers Coca Cola bekommen. Der säkularisierte - also verkitschte und verweltlichte - "Nikolaus" ist von nun an das Werbegesicht von Coca Cola. Jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit beschert er uns in der Werbung und auf Plakaten eine "erfrischende Pause". Als Reimport nach Deutschland und Europa hat er in evangelischen Haushalten das Christkind abgelöst, das sich jedoch in katholischen Familien als Gabenbringer etablieren konnte.

Dieses falsche und neuartige Bild des Nikolaus entstand durch Coca Cola und andere Firmen, die den heiligen Nikolaus und seine Geschichte nutzten, um ihre Produkte besser zu vermarkten. Durch die Herabwürdigung des Heiligen zu einer Werbefigur geht viel von seiner ursprünglichen Bedeutung verloren.

Was uns Nikolaus heute zu sagen hat

Nikolaus ist wie viele Heilige ein gutes Vorbild. Er war wie der Heilige Martin stets um das Wohl der Menschen, besonders der sozial Niedrigen besorgt. Das beweisen seine Taten und sein ganzes Leben. Trotz der ständigen Gelegenheit, ein Leben im Überfluss zu führen, zog er ein bescheidenes Leben vor und verzichtete auf jeglichen Luxus. Er verschenkte sein Geld an die Menschen, die es wirklich brauchten.

Was lernen wir daraus? Gerade in der heutigen Zeit ist das Thema aktueller denn je: Wir leben in einer Konsumgesellschaft und die Vorweihnachtszeit ist die umsatzstärkste Zeit des Einzelhandels. Auch das Online-Geschäft boomt zu dieser Zeit. Allerdings wird uns auch in dieser Zeit klar: Die Schere zwischen Arm und Reich wird größer. Während Menschen in anderen Ländern verhungern oder schon als Kinder auf Kakaoplantagen arbeiten, ist materieller Überfluss in vielen Schichten der europäischen Gesellschaft Normalität geworden. 

Wenn wir uns also das nächste Mal Luxus leisten, könnten wir uns beispielsweise fragen: Brauche ich das wirklich oder könnte ich auch heute mal darauf verzichten? Könnte ich stattdessen durch Verzicht etwas zum Wohl der Menschen beitragen, die nicht einmal das Allernötigste zum Überleben besitzen?

radio horeb lebt allein durch Ihre Unterstützung