Jetzt: Barmherzigkeitsrosenkranz, Volker Niggewöhner
Barmherzigkeitsrosenkranz, Volker Niggewöhner

100 Jahre Papst Johannes Paul II.

Am 18. Mai 2020 wäre der heilige Papst Johannes Paul II. 100 Jahre alt geworden. Am 2. April 2020 haben viele Gläubige seines 15. Todestages gedacht. Aus Anlass seines Geburtstages widmet ihm radio horeb eine eigene Seite. Mit seiner Vita und allen Radiobeiträgen zu ihm und seinem Wirken erinnern wir an einen Papst, der eine ganze Generation geprägt hat und noch heute Menschen inspiriert.

Der Mensch Karol Wojtyła

Ein biographischer Abriss

Karol Wojtyła wird am 18. Mai 1920 im polnischen Wadowice geboren. Seine Eltern, Karol senior und Emilia, geborene Kaczorowska waren gläubig und haben ihn und seinen Bruder Edmund katholisch erzogen. Seine ältere Schwester ist bereits vor seiner Geburt gestorben. Seine Mutter stirbt, als Karol acht Jahre alt ist. Seinen Bruder Edmund verliert er im Alter von 12 Jahren.

Arbeiter im Steinbruch und Priesterweihe im Untergrund
Um der Deportation nach Deutschland zu entgehen, arbeitet Karol ab 1940 in einem Steinbruch. Parallel studiert er im Untergrund Theologie. Das Kriegsende 1945 bringt keine Entspannung: Auf die Schrecken des NS-Regimes folgt die kommunistische Herrschaft in ganz Polen. Am 1. November 1946 wird Wojtyła im Untergrund zum Priester geweiht und promoviert zwei Jahre später am Angelicum in Rom und im selben Jahr in Krakau. 1948 übernimmt er dort auch seine erste Stelle als Pfarrer.

Karol Wojtyła macht Karriere in der katholischen Kirche
1953 wird Wojtyła Professor für Moraltheologie in Krakau und 1958 Weihbischof des Erzbistums. Zeitweise nimmt er am Zweiten Vatikanischen Konzil teil. 1964 wird er Erzbischof von Krakau und 1967 zum Kardinal erhoben.

Aus Karol Wojtyła wird Johannes Paul II.

Erster nichtitalienischer Papst seit 1523

Nach dem Tod Papst Johannes Pauls I. kommt er mit den übrigen Kardinälen im Oktober 1978 zum Konklave zusammen. Am 16. Oktober fällt ihre Wahl auf den Erzbischof von Krakau, Kardinal Wojtyła. Am 22. Oktober wird er offiziell in sein Amt als Papst eingeführt. Er ist der 264. Papst, der erste Nichtitaliener seit 1523 und der erste Slawe auf dem Stuhl Petri. Mehr als 26 Jahre sollte sein Pontifikat dauern, das den Fall der Mauer und den Zusammenbruch des Kommunismus beinhaltete.

Am 13. Mai 1981 wird er Opfer eines Attentats. Dem türkischen Attentäter Ali Agca verzeiht er danach im Gefängnis. Der Papst schreibt seine Rettung der Vorsehung und dem Wirken Unserer Lieben Frau von Fátima zu. Johannes Paul II. reist deshalb 1982, 1991 und 2000 in das portugiesische Marienheiligtum.

Als erster Papst besucht er Synagogen und Moscheen
1986 besucht Johannes Paul II. als erster Papst überhaupt ein jüdisches Gotteshaus: die Große Synagoge in Rom. Die Juden seien für die Christen die älteren Brüder im Glauben: "Ihr seid und bleibt das erstgeborene Volk des Bundes." Anlässlich des Heiligen Jahres 2000 unternimmt der Papst eine Reise ins Heilige Land und betet an der Klagemauer in Jerusalem um Vergebung für die Judenverfolgungen durch die Christen. 2001 besucht er das orthodoxe Griechenland. In Damaskus betritt er als erster Papst eine Moschee.

Der Papst und Unsere Liebe Frau von Fátima

Das Attentat ist mit den drei Geheimnissen von Fátima verbunden

64 Jahre vor dem Attentat auf Johannes Paul II. ist die Muttergottes drei Hirtenkindern, Jacinta und Francisco Marto und Lucia dos Santos, an der Cova da Iria in Fátima erschienen. Von Mai bis Oktober offenbart die "Frau in Weiß" den Kindern unter anderem drei Geheimnisse:

  1. 1. Maria zeigt den drei Kindern "ein Feuermeer". Lucia schreibt in ihrem Tagebuch, dass sie dort die Teufel und Seelen "wie schwarze oder braune, glühende Kohlen in menschlicher Gestalt" sehen.
  2. 2. Im zweiten Geheimnis warnt Maria die drei Seherkinder vor einem schrecklichen Krieg, wenn die Menschen nicht aufhörten, "Gott zu beleidigen". Maria verlangt die Weihe Russlands an ihr Unbeflecktes Herz und die Einführung der sogenannten "Herz Mariä-Sühnesamstage".
  3. 3. Das dritte Geheimnis hat Lucia 1944 aufgeschrieben. Sie schildert es sehr eindringlich und spricht von einem "in Weiß gekleideten Bischof", der mit anderen Geistlichen einen Berg hinaufsteigt, wo ein Kreuz steht. Er passierte eine halbzerstörte Stadt und betete auf seinem Weg für die Toten. Beim Kreuz angekommen, wird er von einer Soldatengruppe "mit Feuerwaffen und Pfeilen" getötet.


Das letzte Geheimnis setzte er mit dem Attentat auf sich in Verbindung. Seine Rettung schreibt Unserer Lieben Frau von Fátima zu und besucht den Marienwallfahrtsort 1982, 1992 und 2000. Im Jubiläumsjahr hat er die Seherkinder Jacinta und Francisco seliggesprochen.

Der "Eilige Vater"

Johannes Paul II. unternimmt 103 Auslandsreisen

Das Evangelium bis die Grenzen der Erde bringen: Das nimmt Johannes Paul II. ernst und setzt es in 103 Auslandsreisen in die Tat um. Insgesamt reist er 247.613 Kilometer, also mehr als sechs Mal um den Erdball, und besucht 130 Staaten. Dreimal besucht er Deutschland (1980, 1987 und 1996). Neunmal besucht er sein Heimatland Polen. Diese Reisen haben dazu beigetragen, die kommunistische Herrschaft in Polen und im gesamten Ostblock zu beenden.
Vor dem Beginn seines Pontifikats unterhielt der Vatikan diplomatische Beziehung zu 85 Ländern. 2005 sind des 174.

Die Jugend folgt dem Papst

"Er macht es um unseretwillen"

"Ihr seid die Zukunft der Welt", ruft der Papst der Jugend zu. Ihm hat sie vertraut wie keinem seiner Vorgänger. Am Palmsonntag 1984 lädt er zum ersten Mal die Jugend der Welt nach Rom ein - 300.000 Menschen folgen seiner Einladung. Ein Jahr später etabliert Johannes Paul II. den Weltjugendtag. Alle zwei bis drei Jahre sollte er zentral in einer Stadt, dazwischen dezentral in den verschiedenen Ländern begangen werden. 1995 kommen in philippinischen Hauptstadt Manila vier Millionen Jugendliche zusammen. 2005 in Köln feiern 1,1 Millionen Menschen den Abschlussgottesdienst mit Benedikt XVI.

Während seines Pontifikats hat Papst Johannes Paul II. 14 Enzykliken und unzählige apostolische Schreiben verfasst. Eine Auswahl finden Sie im Folgenden - ergänzt durch Radiobeiträge, die Sie nachhören können.

Enzykliken von Papst Johannes Paul II.

Auf dieser Seiten haben wir vier Teile der Credo-Reihe für Sie bereitgestellt.
Die übrigen 15 Teile der Reihe finden Sie im Podcast-Bereich "Credo".

Der Papst und der Kommunismus

Die Rolle Johannes Pauls II. beim Fall der Mauer

Papst Johannes Paul II. wird eine zentrale Rolle beim Untergang des Kommunismus in Osteuropa zugeschrieben. Unbestritten ist sein Engagement für die antikommunistische Arbeitnehmerbewegung "Solidarność". Bei seinem ersten Besuch in Polen 1979 spricht der Papst zu Millionen seiner Landsleute und macht ihnen Mut, für den Frieden und die Freiheit zu streiten.
Der Papst wird nicht müde, für ein gemeinsames Europa einzustehen und predigt sowohl gegen den Kommunismus als auch gegen einen grenzenlosen Kapitalismus. In seiner dritten Sozialenzyklika "Centesimus annus" aus dem Jahr 1991 fordert er, wirtschaftliche Freiheit müsse in eine feste Rechtsordnung eingebunden sein, die sie in den Dienst der "vollen menschlichen Freiheit" stellt.

Ein Papst der Rekorde

Jahrhundertpapst und Apostel des Friedens

Johannes Paul II. reiste nicht nur weit mehr als seine Vorgänger. Er hat während seines Pontifikats insgesamt 1268 Menschen selig und 483 heilig gesprochen. Damit hat er mehr Menschen selig und heilig gesprochen als alle seine Vorgänger seit 1588 zusammen.
Nach dem Attentat 1981 hat der Papst nie mehr seine Vitalität zurückgewonnen. Durch die Parkinson-Erkrankung verschlimmerte sich sein Gesundheitszustand seit 2002 sichtlich. Er machte aber klar, dass er auch im Leiden an seiner Aufgabe festhalte, um damit ein Zeichen zu setzen. Auf sein Amt zu verzichten kam für ihn niemals in Frage.
Papst Johannes Paul II. starb am 2. April 2005, sechs Tage nach dem Osterfest. Den traditionellen Segen "Urbi et Orbi" konnte er nur noch stumm erteilen.

Angehörige anderer Religionen und Konfessionen haben ihn als Jahrhundertpapst, Friedensapostel und glaubwürdigen Zeugen des Evangeliums gewürdigt. Mit 26 Amtsjahren hat er länger regiert als alle seine Vorgänger mit Ausnahme von Pius IX. Er war länger im Amt als der Apostel Petrus, dem in den traditionellen Listen 25 Amtsjahre zugeschrieben werden.

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