Jetzt: Vesper mit Regina Coeli, Geistliche Familie "Das Werk", Kloster Thalbach, Bregenz
Vesper mit Regina Coeli, Geistliche Familie "Das Werk", Kloster Thalbach, Bregenz

Pfarrei der Woche aus Pfarrkirche St. Willibrord in Bad Neuenahr-Ahrweiler

Da die eigentliche Pfarrkirche St. Maria Rosenkranz - der Flut geschuldet - geschlossen ist, wird die Hl. Messe am Sonntag aus der kleineren, auf dem alten Friedhof gelegenen Filialkirche St. Willibrord übertragen.

Die Flut

Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal am 14. und 15. Juli 2021 ist zunächst nichts mehr wie zuvor. Es starben 134 Menschen, mehr als 450 Gebäude, darunter auch ganze Wohnhäuser werden schwer beschädigt oder mitgerissen. 60 Brücken sind zunächst nicht mehr passierbar. Viele Menschen sind entwurzelt und stehen vor existenziellen Entscheidungen. Bis heute – und auch in den kommenden Jahren – wird vieles nicht mehr so sein, wie es vorher war. Mit dieser betroffenen Region sind wir verbunden, ganz bewusst im Gebet und darüber hinaus mit einer bundesweiten Übertragung im Rahmen der Pfarrei der Woche.

Pfarrer Dr. Arno-Lutz Henkel berichtet von seinen Erfahrungen während und nach der damaligen Flutkatastrophe. Als Betroffener war er mit den Schicksalen der Menschen unmittelbar konfrontiert. Nach der Rettung der Paramente musste ein Team zusammengestellt werden, um vielfältige Hilfe vor Ort zu leisten, Netzwerke aufzubauen und dies möglichst öffentlichkeitswirksam. Der Seelsorger spricht von "verdichteter Nähe", Ohnmacht und der Wucht der Bilder und Ereignisse, denen man nicht fliehen kann.

Er berichtet von den Ereignissen dieser Tage, den Eindrücken, der spontanen Hilfeleistungen und den Begegnungen mit denen, die vor den Trümmern ihrer Häuser standen. Als materiell und psychisch stark getroffen Menschen suchten sie auch Hilfe in ihrer Pfarrei. Die innere Not kann hier schnell in Vergessenheit geraten, oft ist diese größer als die äußere.

Wir überlegen, ob es richtig ist danach zu fragen, wie und warum Gott so etwas zulassen konnte. Dr. Henkel antwortet mit der Verantwortung des Menschen für sein Tun und die Anwaltschaftlichkeit von uns allen füreinander. Wir sollten versuchen, den Anforderungen, die eine Katastrophe über uns bringt, gerecht zu werden und herauszufinden, welche Aufgaben sie uns für die Zukunft stellt.

Pfarrer Dr. Arno-Lutz Henkel spricht auch als Betroffener über die Flutkatastrophe und den Zustand der Pfarrkirche St. Maria Rosenkranz, die durch massivste Bodensenkungen und Hochwasser schwer in Mitleidenschaft gezogen ist. Insgesamt sind 22 Objekte der Pfarrei betroffen. Es geht nicht nur um einen Aufbau, sondern auch um die künftige Nutzung im Rahmen von Neustrukturierungen.

Durch die mediale Aufmerksamkeit über längere Zeit wurde Anteilnahme deutlich, die zu zahlreichen Spenden und Hilfsleistungen führte. Der Seelsorger betont jedoch, dass Hilfe nur dann, wenn Sie bedarfsorientiert sei, ihre nachhaltige Wirkung erfüllt. Er betont die Gutscheinaktion eingegangener Spenden für alle zigtausend Haushaltsmitglieder über je 100,- €, die auch zur Stabilität der heimischen Wirtschaft dienten.

Ganz wichtig sei – dem Erschöpfungszustand geschuldet – auch das Gebet um Kraft und Trost aber besonders auch um die Geduld, diese schweren Zeiten annehmen zu können und im Gottvertrauen einen Weg seiner Führung zu erkennen. Die Gedenkstunden tragen diesem Ziel Rechnung.

In der Nacht ist Jesus geboren und auferstanden. Gott kommt in das Dunkel der Welt und verwandelt unsere Lebensumstände in Segensreiches wenn wir es zulassen. Die Hoffnung auf eine wieder aufgehende Sonne gibt Kraft für alle, so Dr. Henkel. Zudem geht aus Krisen bei all dem Leid was sie hervorbringen dennoch eine "höhere Sensibilität für entscheidenden Fragen des Lebens" hervor.


St. Willibrord

Da die eigentliche Pfarrkirche St. Maria Rosenkranz (die wir besichtigten) - der Flut geschuldet - geschlossen ist, wird die Hl. Messe am Sonntag aus der kleineren, auf dem alten Friedhof gelegenen Filialkirche St. Willibrord übertragen. Erbaut im Jahre 990, verfügt Sie über einen spätromanischen

Turm aus dem 13. Jahrhundert. "Ein Schmuckstück, dass sich zu entdecken lohnt". Es sei ferner hingewiesen auf eine eigens entwickelte Kirchenführerapp, welche zahlreiche Infos bietet. Das Interview mit Dr. Henkel behandelt diese Kirche gegen Ende aus zeitgeschichtlicher Sicht. Es wird noch lange Zeit dauern, bis die Pfarrkirche St. Maria Rosenkranz durch die erheblichen Absenkungen des Bodens wieder benutzbar ist


Pfr. Dr. Lutz-Arno Henkel

Dr. Henkel hat eine spannende Vergangenheit. Als ehemaliger Oberpfarrer war er für den Bundesgrenzschutz im Präsidium West und als Mitglied des Kriseninterventionsstabes des Bundesinnenministeriums tätig. Dabei hat er eine fundierte seelsorgliche Erfahrung im Umgang mit Menschen, die Extremsituationen erlebt haben. Er war beispielsweise zuständig für die seelische Begleitung von in Krisengebieten aktiv zum Einsatz gekommenen Polizisten.