Jetzt: Mit Gott fang an-Morgengebete
Mit Gott fang an-Morgengebete

Der Synodale Weg in Deutschland und weltweit

Die Weltkirche befindet sich aktuell auf einem Synodalen Weg. Initiiert und eröffnet wurde der Prozess von Papst Franziskus. Im Zeitraum von Herbst 2021 bis Oktober 2023 sind drei Phasen für die Synode zum Thema Synodalität der Kirche vorgesehen: eine diözesane, eine kontinentale und eine weltkirchliche. Franziskus sagte, Ziel des mehrstufigen Prozesses sei ein anderer Umgangsstil in der Kirche. Alles ändere sich, wenn wir zu echten Begegnungen mit Gott und untereinander fähig seien, so der Papst. Parallel zum weltweiten synodalen Prozess läuft auch in Deutschland ein breit angelegter Reformprozess, der Synodale Weg. Im Interview des Tages sprechen wir heute mit dem Augsburger Bischof Bertram Meier über den Synodalen Weg weltweit und den laufenden Reformprozess in Deutschland.

Auszug aus der Predigt des Bischofs Dr. Bertram Meier beim Dankgottesdienst zur Investitur am Sonntag, 10.10.2021 in Augsburg

„Die Weltkirche ist weder Handicap noch Korsett, sondern weiter Horizont.“ […] Das lege ich Ihnen heute besonders an Herz: Hören Sie nicht auf zu beten! Die Kirche in Deutschland braucht unser Gebet dringend. Der Synodale Weg, auf dem wir uns befinden, gibt Anlass zur Sorge. Dass die Kirche in unserem Land einen Aufbruch braucht, um zukunftsfähig zu sein, darüber sind wir uns einig. Doch wie soll das gehen? Ich leugne nicht, dass es auch in der Kirche Schuld und Sünde gibt. Jeder Skandal ist einer zu viel. Daher sind jene, die Verantwortung tragen, nicht sakrosankt. Trotzdem glaube ich der „heiligen Kirche“. Auf sie lasse ich nichts kommen. Ich arbeite gern in ihr. Mit Freude verstehe ich mich als Mitarbeiter Jesu Christi, der seine Jünger in die Welt sandte und ihnen in Petrus einen Sprecher gab. So können wir uns bis heute am Papst orientieren. Er ist Garant der Einheit; er hält uns zusammen. In meiner Biographie habe ich Weltkirche nicht nur studiert, sondern auch gelernt und gelebt. Die Zeit in Rom und später die regelmäßigen Reisen ins Heilige Land lehrten mich, über den schwäbisch-bayerisch-deutschen Tellerrand weit hinauszuschauen. Nie im Leben habe ich Weltkirche als Handicap oder Korsett erfahren. Im Gegenteil: Ich sehe sie als Privileg. Die Weltkirche hat meinen Horizont weit gemacht. Ich war und bin stolz, als Christ, Priester und Bischof weltkirchlich unterwegs zu sein. Diese Erfahrung will ich mir nicht nehmen lassen. Ich bin Bischof einer konkreten Diözese, aber auch eingebunden in das Netz der vielen Ortskirchen, das den Globus umspannt. Wenn ich mir die Pisten anschaue, die sich für die Zukunft des Synodalen Weges abzeichnen, bin ich dankbar. Die Landkarte liegt offen auf dem Tisch. Denn nun ist klar, wo die Reise hingehen soll. Zugleich werde ich nachdenklich. Ich mache mir Sorgen. Mir stellen sich Fragen hinsichtlich der Pfade, die wir einschlagen:

- Trägt uns nicht mehr die gemeinsame Überzeugung, dass ein sakramental verstandenes Volk Gottes – die Kirche – ein sakramental verortetes Weiheamt notwendig braucht? Es ist konstitutiv für die katholische Kirche. Daran sollte auch eine Synode weder rütteln noch sägen. Denn Synodalität ist nicht Korrektiv, sondern Entfaltung und Bezeugung der Communio hierarchica, der hierarchischen Gemeinschaft.

- Wollen wir unsere Hirten künftig nur noch demokratisch wählen und auf Zeit einsetzen, um ihnen bei Bedarf ebenso per Mehrheitsvotum wieder das Vertrauen entziehen zu können? Bischöfe auf Zeit?! Wenn wir ernsthaft eine Kirche ohne Weiheamt anstreben, läuten wir uns selbst die Sterbeglocke: Selbstabdankung der Bischöfe, Priester und Diakone. Das möge Gott verhüten!

- Was ist eine Kirche ohne die Autorität von geweihten Amtsträgern wert? Was richtet sie aus im öffentlichen und politischen Diskurs? „Sie taugt zu nichts mehr, sie wird weggeworfen und von den Leuten zertreten.“ (vgl. Mt 5,13) Ich bin überzeugt: Wenn wir eine Kirche ohne sakramentales Amt wollen, brechen wir ihr das Genick. Sie wird gebückt, verkrümmt, geht weder aufrecht noch aufrichtig ihren Weg. Sie hat keine Kraft mehr, gegen den Strom zu schwimmen. Sie wird mitgerissen von den Wellen der gängigen Meinungen. Denken wir es weiter! Müsste ein Pfarrer, ein Bischof, der Papst sein Wirken an den Applaus von Mehrheiten knüpfen, wohin würde das führen? Stellen wir uns vor, wie es unserem Erlöser im Heiligen Land ergangen wäre, wenn er bei den Aposteln vorher hätte abstimmen lassen, ob er den Kreuzweg gehen soll. Mein Kirchenpolitbarometer liefert mir die Prognose: 12 zu 1 gegen Jesus. Der Heiland hat aufs Votum verzichtet; er hat sich fürs Kreuz entschieden – und uns dadurch erlöst: Im Kreuz ist Heil! Sie, Confratres und Consorores, wissen, wo die Wiege der Weltkirche steht: in Jerusalem. Auf Golgatha ist der Baum des Kreuzes gepflanzt. Als der Abendmahlssaal sich an Pfingsten öffnet und die ängstlichen Apostel wie neugeboren ins Freie treten, um die internationale Gemeinde für Jesus zu begeistern, da wird die Weltkirche aus der Taufe gehoben. Brechen wir eine Lanze für die Weltkirche, bleiben wir ihr treu! Liebäugeln wir nicht mit nationalen Sonderwegen! Am deutschen Wesen wird die Weltkirche sicher nicht genesen. Seien wir ehrlich: Die Pandemie hat gezeigt, was die Menschen wirklich von der Kirche erwarten: Begleitung, Nähe und Trost. Das dürfen wir ihnen nicht vorenthalten. Ich wünsche mir, dass mein eigenes Leben, mein Dienst als Bischof immer evangeliumsgemäßer wird – in einem Rahmen, der katholisch ist und bleibt. Wir alle dürfen nicht schlafen, um uns dann beim Erwachen verdutzt die Augen zu reiben, weil sich die katholische Kirche auf dem Synodalen Weg in eine de facto evangelische Landeskirche transformiert hat. Liebe Ordensgeschwister, kämpfen wir für Jesus und seine Frohe Botschaft! Setzen wir uns für das Grundgesetz, die Verfassung der katholischen Kirche, ein: die Sakramentalität als Zeichen und Werkzeug des Heils (vgl. LG 1).

Der Synodale Weg in Deutschland und weltweit - Im Gespräch mit dem Augsburger Bischof Dr.  Bertram Meier
Interview des Tages um 8:15 Uhr mit dem Augsburger Bischof Dr. Bertram Meier

In unserer Rubrik Interview des Tages hören Sie diese und weitere Sendungen als Podcast und können sie gerne downloaden und teilen.