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Die Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe

Virtuell treffen sich vom 23. bis 25. Februar 2021 die 68 deutschen Bischöfe zu ihrer Frühjahrsvollversammlung. Am ersten Tag der Online-Konferenz durfte der Vorsitzende, der Limburger Bischof Georg Bätzing, den Apostolischen Nuntius, Erzbischof Dr. Nikola Eterović und den stellvertretenden Vorsitzenden der Bolivianischen Bischofskonferenz, Erzbischof Oscar Aparicio Céspedes, begrüßen.

Das Grußwort von Erzbischof Eterović hier lesen

Fotos: SASCHA STEINBACH/epa pool

Dritter Tag: Abschluss und Ergebnisse

Am dritten Tag ging die erste digitale Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischöfe zu Ende. Die Ergebnisse stellte der Vorsitzende Bischof Georg Bätzing bei der Abschlusspressekonferenz vor und stellte sich den Fragen der Journalisten.

Ergebnisse der Beratungen waren unter anderem:

  • Sexueller Missbrauch: Wie bereits in den vergangenen Konferenzen haben sich die Bischöfe mit dem Themenbereich Aufklärung und Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen befasst. Ein Ergebnis der Beratungen ist, dass man die Beteiligung von externen Fachleuten und Betroffenen stärker zu verankern will. Alle Bistümer haben sich zur Beteiligung von Betroffenen verpflichtet. Zudem gibt es Überlegungen eigene Strafgerichte einzurichten und die Verwaltungsgerichtsbarkeit in der Kirche zu reformieren.
  • Geistlicher Missbrauch: Die Bischöfe wollen die Thematik des geistlichen Missbrauchs stärker in den Fokus nehmen. Unter geistlichen Missbrauch versteht man die seelische Manipulation von Personen durch beispielsweise geistliche Leiter. Eine Arbeitsgruppe der Bischofskonferenz beschäftigt sich seit einigen Jahren bereits mit dem Thema. Mitglieder der Arbeitsgruppe sind u.a. der Münsteraner Bischof Felix Genn und der Dresdner Bischof Heinrich. Bischof Bätzing erklärte: „Wir nehmen dieses Phänomen sehr, sehr ernst und müssen auch hier Licht ins Dunkel bringen.“
  • Synodaler Weg: Die Bischöfe tauschten sich über den aktuellen Stand des Synodalen Weges aus sowie das letzte Treffen des deutschen Reformweges Anfang Februar. So wurden theologische Einwände ausführlich diskutiert. Dieses Gespräch soll konkret in den Kommissionen der Deutschen Bischofskonferenz weitergeführt werden, speziell in der Glaubenskommission. In Gruppengesprächen wurde über die Notwendigkeit und Möglichkeit von Veränderungen der Tradition der Kirche nachgedacht. Konkrete Themen waren dabei die „Rolle der Frau“ und „Homosexualität“.
  • Kirchenaustritte: Einen Schwerpunkt bildete der Studientag „Was der Kirche heute aufgegeben ist – Studientag zu Erfahrungen mit Kirchenaustritt und Kirchenverbleib“. Die aktuelle Zeit stellt neue Anforderungen an die Pastoral. Innovative Projekte gebe es – sie werden jedoch zu wenig von Seiten der Kirche und der Öffentlichkeit wahrgenommen. Ein konkretes Ergebnis des Studientages ist, dass man sich an der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) der EKD beteiligen will. Bei der Untersuchung werden die Haltung und Auffassung der Mitglieder analysiert. 
  • Assistierter Suizid: Hier positionierten sich die Bischöfe klar. „Die Beihilfe zum Suizid ist keine zustimmungsfähige Handlungsmöglichkeit. Das ergibt sich unserer Überzeugung nach sowohl aus dem christlichen Glauben als auch aus einer allgemein zugänglichen Ethik.“

Zweiter Tag: Wie umgehen mit Kirchenaustritten?

272.000: So viele Gläubige haben laut aktueller Kirchenstatistik die katholische Kirche verlassen. So viele Gläubige wie noch nie. Mit diesen hohen Zahlen beschäftigen sich heute die Bischöfe auf einem Studientag. Wie kann dieser negative Trend gestoppt werden und welche zukunftsorientierte Perspektiven gibt es?
Ralf Oppmann, Redaktionsleiter in München, verfolgt für Sie die Frühjahrsvollversammlung und gibt Ihnen einen kurzen Überblick.

Die Katholische Nachrichtenagentur (KNA) berichtet vom zweiten Tag der Frühjahrsvollversammlung:

Bonn (KNA) Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick und der Passauer Bischof Stefan Oster rufen dazu auf, als Kirche immer ansprechbar und nah bei den Menschen zu bleiben - auch wenn diese nicht oder nicht
mehr Mitglieder der Gemeinschaft sind. "Wir müssen auch die wahrnehmen, die keine Kirchensteuer mehr zahlen. Auch sie gehören dazu", betonte Schick am Mittwoch am Rande der Bischofsvollversammlung.

Die beiden Bischöfe hatten sich einer Talkrunde auf der SocialMedia-App Clubhouse gestellt, organisiert von katholisch.de und der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) im Katholischen Medienhaus in Bonn. Dabei ging es unter anderem um das Thema des parallel laufenden Studientags der Bischofskonferenz über die Erfahrungen mit Kirchenaustritten und Kirchenverbleib.

Schick berichtete davon, dass er derzeit pro Woche mehrfach im persönlichen Kontakt sei mit Menschen, die aus der Kirche ausgetreten seien oder mit dem Gedanken spielten. Außerdem müsse man sich schon
länger darauf einstellen, dass es die traditionellen "Rahmenkatholiken" kaum noch gebe - "mit der katholischen Laufbahn von der Taufe bis zur Totenmesse".

Oster betonte, es gebe keine Patentrezepte gegen diesen Trend. Zudem seien die Motive für die Abkehr von der Kirche auch sehr vielfältig und nicht nur am Umgang mit Missbrauchsfällen oder an der Kirchensteuer festzumachen: "Es gibt keine flächendeckende Antwort auf die Frage der Austritte, mit der wir als Kirche konfrontiert sind. Die Situation ist komplexer."

Nah bei den Menschen zu sein, sie gut zu begleiten und auch den Betroffenen von Missbrauch gerecht zu werden - dafür müsse die Kirche noch mehr tun, ergänzten die Bischöfe: "Wir dürfen keine Skandale  haben, wir müssen den Missbrauch abstellen", forderte Schick. 

Oster warnte zugleich vor Polarisierung und Schwarz-Weiß-Denken beim Blick auf die Kirche - zwischen Bewahrern und Reformern, zwischen "Liberalen und Doktrinären". Entscheidend sei es zudem, wieder
stärker auf den Kern der christlichen Botschaft zu schauen und zu vertrauen.

Was das Reformprojekt Synodaler Weg angehe, warnte er davor, falsche Erwartungen zu schüren, die nur zu Enttäuschungen führen könnten, wenn die Katholiken in Deutschland manche erhoffte Reform nicht
alleine umsetzen könnten: "Entscheidende Fragen müssen weltkirchlich geklärt werden."

Welche Themen werden besprochen?

Auf der Tagesordnung der Frühjahrsvollversammlung steht unter anderem ein Studientag zu den Erfahrungen mit Kirchenaustritten und Kirchenverbleib. Die Bischöfe diskutieren über zukunftsorientierte Perspektiven und Chancen einer Mitgliederorientierung. Außerdem wird der aktuelle Stand des Synodalen Weges ebenso Thema sein wie die Debatte um den assistierten Suizid und der Umgang mit dem Votum des Ökumenischen Arbeitskreises "Gemeinsam am Tisch des Herrn".
Vor dem Hintergrund der "MHG-Studie" sprechen die Bischöfe während ihrer Vollversammlung über "Aufklärung und Aufarbeitung" des sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz. Zu diesem Themenkomplex zählt auch ein aktueller Bericht zum Umgang mit geistlichem Missbrauch.

Erster Tag: Dr. Beate Gilles ist die erste DBK-Generalsekretärin

Zu Beginn der Eröffnungspressekonferenz hat Bischof Georg Bätzing Dr. Beate Gilles als neue Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) vorgestellt. Sie ist damit die erste Frau und erster Laie im Posten des Sekretärs der DBK. Als fünfte Person bekleidet sie dieses Amt, das es seit dem 1. Februar 1967 gibt.
Dr. Beate Gilles wird ihr Amt am 1. Juli 2021 antreten. Sie wurde 1970 in Hückeswagen geboren. Von 1989 bis 1995 hat sie an der Universität Bonn die Fachrichtungen katholische Religionslehre und Deutsch studiert. 2000 promovierte sie mit einer liturgiewissenschaftlichen Arbeit bei Prof. Dr. Albert Gerhards. Bis zu diesem Zeitpunkt war Beate Gilles bereits freie Referentin in der theologischen und religiösen Erwachsenenbildung und freie Mitarbeiterin bei der Katholischen Fernseharbeit beim ZDF. Von 1995 bis 1999 wirkte sie als Mitarbeiterin am Seminar für Liturgiewissenschaft an der Universität Bonn.

Von 2000 bis 2010 hat Dr. Beate Gilles als Geschäftsführerin das Katholische Bildungswerk Stuttgart e. V. geleitet. Seit 2010 ist sie Dezernentin für Kinder, Jugend und Familie im Bistum Limburg. Dazu gehören die Abteilungen Jugendliche, junge Erwachsene, Jugendverbände, Familie und Generationen, Kindertageseinrichtungen sowie der Eigenbetrieb Tagungshäuser im Bistum Limburg. Dr. Beate Gilles ist seit 2020 außerdem ehrenamtliche Bundesvorsitzende von IN VIA Deutschland, dem katholischen Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit, dessen stellvertretende Vorsitzende sie bereits von 2012 bis 2019 war. Seit diesem Jahr ist sie außerdem Beauftragte der hessischen Bistümer im Rundfunkrat des Hessischen Rundfunks.

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Eindrücke vom ersten Tag

Den Pressebericht zum Abschluss der Frühjahrsvollversammlung finden Sie hier.