Programm
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Montag, 23. Dezember
07:30
Impuls
Gedanken für den Tag: Treue im Gebet.
Dr. Johannes Hartl, Leiter der Initiative Gebetshaus Augsburg
10:00
Lebenshilfe
Gott schenkt sich mir - was schenke ich Ihm?
Michael Papenkordt, "ICPE-Mission" Institut für Weltevangelisierung
Kontkatinformationen:
Patricia und Michael Papenkordt
ICPE-Mission
Sommerstr. 19, 68219 Mannheim
Tel:. 0621 84 55 89 43
E-Mail: info@icpe.de
Im Internet: http://www.icpe.de/
Patricia und Michael Papenkordt
ICPE-Mission
Sommerstr. 19, 68219 Mannheim
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E-Mail: info@icpe.de
Im Internet: http://www.icpe.de/
13:00
Talk und Musiksendung - Musikmagazin
Warten auf Weihnachten.
Simon Dach
Kurz vor dem Heiligen Abend und dem Weihnachtsfest thematisiert das Musikmagazin die adventliche Erwartung der immer neuen Ankunft des Erlösers Jesus Christus. Simon Dach schlägt mit der Musik und seinen Texten die Brücke von der christlichen Hoffnung zur Erfüllung der Verheißungen Gottes in der Geschichte des Heils.
Für Anfragen, Hinweise, Wünsche und Rückmeldungen betreffend der Sendung:
Simon Dach
Tel: 06167/912019
Fax: 06167/912018
E-mail: sivadach@arcor.de
14:00
Spiritualität
Machet die Tore weit - adventlich leben.
Pfr. Winfried Abel
16:30
Katechismus
"Welche Aufgabe hatten die Propheten Israels im Alten Testament?"
Kpl. Robert Paulus, Pfarreiengemeinschaft Unterneukirchen
Skript zur Sendung...
Welche Aufgabe hatten die Propheten Israels im Alten Testament? lic. theol. Robert Paulus
1
Radio Horeb
Katechismus der Katholischen Kirche
Sendedatum: 19.12.2011
Welche Aufgabe hatten die Propheten Israels im Alten Testament?
Sie kennen wohl das alte Wort „Tauet ihr Himmel.“ Wasser vom Himmel – in all seinen For-
men – ist bei uns kein Luxusgut, ganz im Gegensatz zu den Gegenden der Erde, in denen Wasser re-
gelrecht ersehnt wird. Wer vom „lebensspendenden Nass“ spricht, mag sich daher der Tragweite sei-
ner Rede bewusst sein: Ausreichend Wasser zu haben, das gibt, erhält und sichert Leben. Fehlendes
Wasser lässt nichts keimen oder führt zum Tod.
Beim Propheten Jesaja findet sich dieser bekannte Ausruf: „Tauet, ihr Himmel, von oben! Ihr
Wolken, regnet herab den Gerechten! Tu dich auf, o Erde, und sprosse den Heiland (/ das Heil) her-
vor!“ (vgl. Jes 45,8). Das eben erwähnte „lebensspendende Nass“ gewinnt hier eine geistliche Dimen-
sion: Zum Einen begegnet die Sehnsucht nach dem, was (oder vielmehr: „nach dem, der) uns erfrischt,
der uns am Leben hält, der vom Himmel kam, um uns zum Himmel zu führen – großartig ausgedrückt
im bekannten Adventslied: „‚Tauet Himmel den Gerechten, Wolken regnet ihn herab!’ rief das Volk in
bangen Nächten, dem Gott die Verheißung gab, einst den Retter selbst zu sehen und zum Himmel
einzugehen, denn verschlossen war das Tor, bis der Heiland trat hervor.“ Zum Anderen ist da aber
auch die Verheißung Gottes selbst. Im genannten Vers aus dem Buch Jesaja steht auch der Zusatz:
„Ich, der Herr, will es vollbringen.“ Das „Rorate“ – „Tauet!“ ist nicht nur sehnsuchtsvolle Bitte des
Volkes, sondern zugleich verheißungsvoller Auftrag Gottes – ein Auftrag, der die Natur und Erde mit
einbezieht; ein Wort Gottes, in dem Erwartung und Erfüllung zusammenkommen.
In den Botschaften der Propheten findet sich genau dieses Zu- und Miteinander von Erwartung
und Erfüllung. Das eben zitierte Wort „Tauet Himmel den Gerechten!“ des Propheten Jesaja mag da-
für exemplarisch stehen. In dem, was die Prophetengestalten dem Volk auf den Weg mitgeben, findet
sich sowohl eine erwartende als auch eine verheißende Komponente. Die Propheten waren Personen,
die – von ihrer Natur her als Menschen – ganz auf der Seite der Menschen standen und doch zugleich
auch – von ihrer Sendung her – auf der Seite Gottes. Das griechische Wort „pro-phetes“, das mit „Für-
sprecher“ und „Sendbote“ zu übersetzen ist, bringt das schön zum Ausdruck. Propheten sprechen „für
Gott“, sind sein Sprachrohr, seine von ihm gesandten menschlichen Boten. Sie sind aber auch Für-
sprecher des Volkes Israel, der Menschen bei Gott, weil sie mit ihm in Kontakt stehen und die Nöte
der Menschen ihm mitteilen. In dieser Hinsicht könnte man auch sagen, dass sie das Pendant zu den
Engeln Gottes sind – freilich mit all den Gebrechlichkeiten und Schwächen, die sie als Menschen ha-
ben, denen sie auch aufgrund ihrer Leiblichkeit unterworfen sind. Vielleicht hilft uns diese Gegen-
überstellung „Engel – Propheten“ auch in einem anderen Punkt; dann nämlich, wenn es um ihr Tun
geht: Die Engel stehen tagein tagaus – oder besser: in Ewigkeit – vor Gottes Angesicht, sie schauen
seine Herrlichkeit, wie es biblisch fundiert immer wieder in der Liturgie heißt. Die Propheten aber
sind als Menschen Sucher des Angesichts Gottes. In diesem Sinn sind sie „Vertreter“ des Volkes Got-
tes, das als Ganzes gerufen ist, das Antlitz Gottes zu suchen. Ohne Frage muss man hier vorsichtig
sein: „Vertreter des Volkes“ klingt in unseren Ohren wie „demokratisch gewählte Abgeordnete“. Die
eigentliche Wahl, Auswahl und Sendung erfolgt bei den Propheten aber von Gottes Seite. In diesem
Gesandtsein stehen sie gleichsam an der Schnittstelle zwischen dem Volk des Alten Bundes und des-
sen einzigen Gott. Im Katechismus heißt es: „Die Propheten rufen zur Bekehrung des Herzens und
legen für das Volk Fürsprache ein, während sie selbst – wie Elija – mit Feuereifer das Antlitz
Gottes suchen.“ (KKK 2595) Die hier erwähnte „Bekehrung des Herzens“ meint letztlich das, was
unter der „Hinwendung zu Gott“, dem Suchen des Angesichts Gottes, zu verstehen ist. Als Gottsucher
wollen sie das Volk, zu dem sie gesandt sind, mit auf den Weg zu Gott nehmen. An dieser Stelle ergibt
sich eine intuitive Assoziation mit dem Bild des „Tauens“, des oben erwähnten „Wassers vom Him-
mel“. Wie der Regen zur Erde kommt und das himmlische Nass im Wasserkreislauf wieder dorthin
zurückkehrt, so lässt sich auch das Grundgeheimnis des jüdisch-christlichen Glaubens fassen: Gott
kommt zur Erde, zu den Menschen, um die Menschen um sich zu versammeln, in den Himmel zu ho-
len, „heimzuholen“, wie es der Apostel Paulus ausdrücken würde, der an die Gemeinde in Philippi
schrieb: „Unsere Heimat ist im Himmel!“ (Phil 3,20) Die Propheten sind in diesem Prozess Wegberei-
ter Gottes und Wegbereiter für das Volk zugleich.
Welche Aufgabe hatten die Propheten Israels im Alten Testament? lic. theol. Robert Paulus
2
Das biblische Zeugnis berichtet uns von einer ganzen Reihe an Propheten, die sich als „von
Gott gesandt“ begreifen. Wie diese Berufung zum Propheten erfolgte – ob z.B. durch eine Vision oder
eine Audition, also das Hören des Anrufes Gottes –, ist von Prophet zu Prophet verschieden. Die Beru-
fungen sind deshalb unterschiedlich, weil die Menschen unterschiedlich sind und Gott dem Menschen
auf einzigartige und je individuelle Weise begegnet. Immer wieder geschieht diese Berufung auch
gegen den anfänglichen Willen der späteren Propheten, die ja durch ihr Prophetsein nicht gerade gro-
ßes Sozialprestige erwartet. Und doch gibt es bei aller Verschiedenheit der Berufungen eine Gemein-
samkeit, die von der Botschaft herrührt. Klarer wird dies, wenn die sog. „falschen Propheten“ in den
Blick kommen, von denen auch an manchen Stellen die Bibel berichtet wird (z.B. 1 Kön 18). Diese
nicht von Gott gesandten Künder sind „selbsternannte Propheten“, schauen weniger auf das Angesicht
Gottes und suchen weniger dessen Zustimmung als vielmehr die des Volkes bzw. des ihnen überstell-
ten Herrschers. Die echten und wahren Propheten des Alten Testamentes zeichnen sich hingegen da-
durch aus, dass sie von dem einen Gott, dem „Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs“ gesandt sind, ihn
und seine Botschaft alleine verkündigen (im Gegensatz zu den z.T. polytheistisch geprägten Ansagen
der falschen Propheten) und dass ihre Botschaft nicht immer Gefallen bei den Menschen findet. Ja, im
Gegenteil, streckenweise wird für diejenigen, welche die Begebenheiten der alttestamentlichen Pro-
pheten schriftlich fixierten, gerade die Ablehnung der Botschaft der wahren Propheten durch das Volk
zu einem Markenzeichen und Ausweiskriterium für die „Echtheit“ der jeweiligen Propheten. Die vor
der musikalischen Pause genannte Aufgabe der „Wegbereitung“ war also kein Spaziergang für die
Propheten. Doch haben sie, und dies ist wiederum ein Kennzeichen der wahren Propheten, eine Kraft-
quelle in Gott selbst, der sie sendet. In der Nummer 2584 des Katechismus steht:„Im Alleinsein mit
Gott empfangen die Propheten Licht und Kraft für ihre Sendung. Ihr Gebet ist nicht eine Flucht
aus der ungläubigen Welt, sondern ein Hören auf das Wort Gottes. Dieses Gebet ist manchmal
eine Aussprache oder eine Klage, immer aber eine Fürbitte, die das Eingreifen des rettenden
Gottes, des Herrn der Geschichte, erwartet und vorbereitet.“ (KKK 2584)
Kurz gesagt: Propheten beten, sie stehen in Kontakt mit Gott – über das Berufungsereignis
hinaus. Das Suchen des Antlitzes Gottes, wie es auch der Psalm 24,6 ausdrückt, ist ein lebenslanger
Prozess und kein einmalig abgeschlossener Vorgang. Zugleich hat diese kontemplative (also: betrach-
tende) Seite Auswirkungen auf die Lebenspraxis der Propheten und ihrer Zeitgenossen: Genau daher
rührt die Sozialkritik bei einem Propheten Amos (z.B. Amos 1,11) oder die Kultkritik, welcher der
Leser z.B. bei Jeremia (z.B. Jer 14,12) begegnet. Die Kritik am sozialen, moralischen aber auch geist-
lichen Zustand des Volkes Gottes bezieht sich i.d.R. ebenso auf die Vergangenheit wie auf die Ge-
genwart der jeweiligen Zeit, in der ein Prophet auftrat. Der Blick in die Zukunft war nach propheti-
schem Zeugnis die zu erwartende Antwort Gottes auf die Ungerechtigkeiten und Unstimmigkeiten im
Volk. Unheilsprophezeiungen und Untergangsankündigungen prägen daher viele prophetische Bot-
schaften.
Ein näherer Blick in die prophetischen Bücher der Bibel, der „Nebiim“, wie sie im Judentum
heißen, und unser Glaubenswissen sind uns aber eine Hilfe dieses etwas einseitige Bild ins Lot zu
bringen. Nicht nur Unheilsbotschaft, sondern auch Heilsverheißungen finden sich bei den Propheten.
Die Stellen aus dem Propheten Jesaja, die in der Adventszeit gelesen werden, sind hierfür ein ein-
drückliches Zeugnis. Bei allem Aufatmen, dass es also auch positive Ankündigungen gibt, könnte man
aber auch ins Grübeln kommen: Ändert Gott etwa seine Meinung – von einerseits „das Unheil verhän-
gend“ bis andererseits „das Heil schenkend“? Mit einem Blick in die Geschichte des Volkes Israel
kann man auf diese Frage eine Antwort geben: Im Jahr 722 v.Chr. wurde das Nordreich Israel zerstört,
586 v.Chr. ein Teil der jüdischen Bevölkerung nach Babylon verschleppt. Diese Ereignisse waren
durch Propheten angekündigt worden. Und doch ging die Prophetie auch in und nach diesen ein-
schneidenden Ereignissen weiter: Gott sprach weiterhin zu seinem Volk und er macht ihm Mut und
Hoffnung. Die Botschaft Gottes lautet vorher wie nachher: Ich bin der „Ich bin da“ (vgl. Ex 3,14), der
Gott, der es aus Ägypten befreit hat, der auch weiterhin mit seinem Volk unterwegs ist, der es nicht
verlässt. Diese Anwesenheit Gottes – ausgedrückt auch und gerade durch die Anwesenheit der Prophe-
ten – hat so immer etwas Zweischneidiges: Gott ist da – er sieht die Ungerechtigkeit und steht auf der
Seite der Schwachen und handelt, eben notfalls auch mit einer pädagogischen Lehrstunde durch so
einschneidende Ereignisse wie das erwähnte Babylonische Exil. Er steht aber auch dann auf der Seite
der Schwachen und handelt, wenn sein ganzes Volk von fremder Macht geknechtet und unterdrückt
wird. Das Warten auf einen Befreier und Retter, den Messias, prägt auch bis heute den jüdischen
Glauben.
Welche Aufgabe hatten die Propheten Israels im Alten Testament? lic. theol. Robert Paulus
3
Im christlichen Verständnis werden ohne Frage die Verheißungen der Propheten auf Jesus
Christus hin gelesen. Im Katechismus unter der Nummer 2581 liest man über den Tempel in Jerusa-
lem: „Der Tempel sollte für das Volk Gottes der Ort der Einübung in das Gebet sein. Die Wall-
fahrten, die Feste und die Opfer, das Abendopfer, der Weihrauch und die ‚Schaubrote’ waren
Zeichen der Heiligkeit und Herrlichkeit des erhabenen und doch ganz nahen Gottes. Sie waren
Aufrufe zum Gebet und Wege des Gebetes. Aber der äußere Vollzug der religiösen Handlungen
verleitete das Volk oft zu einem nur noch äußerlichen Kult. Es bedurfte der Erziehung im Glau-
ben und der Bekehrung des Herzens. Dies war die Aufgabe der Propheten vor und nach dem
Exil.“ (KKK 2581) Hier findet sich das vorhin Gesagte nochmals komprimiert und auf den jüdischen
Gottesdienst im Tempel bezogen. Propheten sind im Auftrag Gottes Sprachrohre, sie sind aber auch
im Auftrag Gottes Erzieher und im übertragenen Sinn „Ärzte“, „Herzspezialisten“, die mit der Bekeh-
rung der Herzen betraut sind, weil sie selbst „am Puls Gottes“ leben. Gott liegt viel am Wohl seines
Volkes, an seiner sozialen, moralischen und geistlichen Gesundheit, die es nur in Gemeinschaft mit
Gott geben kann. Genau deshalb sandte er die Propheten. Elija, der als „Vater der Propheten“ gilt,
heißt übersetzt „Der Herr ist mein Gott.“ Dieser Name soll Programm sein – nicht nur für Elija selbst,
sondern für das ganze Volk Gottes: „Der Herr ist mein Gott.“ (vgl. KKK 2582) Das dürfte auch die
kürzeste Antwort sein auf den Anruf Gottes. Es erinnert ein wenig an das dem heiligen Augustinus
zugeschrieben Wort „Liebe und tu, was du willst.“ Wer sagt: „Der Herr ist mein Gott.“, der wird in
sozialer, moralischer und geistlicher Hinsicht recht tun und gut handeln. Um dies zu begreifen, bedarf
es beim Menschen eines Lernprozesses. Diesen Lernvorgang hat das Volk des Alten Bundes in Höhen
und Tiefen, himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt erfahren und auch durchlitten. Stets am Leben
blieben dabei die Hoffnung und das Warten auf den Messias, den, der kommt als konkreter Ausdruck
der Nähe Gottes, den der sozusagen in einer Gestalt das zusammenführt, was Viele in „Der Herr ist
mein Gott.“ bekennen und beten.
In Jesus Christus hat sich nach christlichem Verständnis die Botschaft der Messiasankündi-
gung, wie sie sich mal mehr, mal weniger deutlich bei den Propheten findet, erfüllt. Der Katechismus
kommt in der Nr. 2583 im Zusammenhang mit dem Leben des Propheten Elija bezeichnenderweise
auf das Verklärungsereignis (vgl. Mt 17,1-9) zu sprechen: „Erst auf dem Berg der Verklärung wird
sich Gott, dessen Antlitz die Menschen suchen, enthüllen. Auf dem Antlitz des gekreuzigten und
auferstandenen Christus erkennen sie die Herrlichkeit Gottes.“ (KKK 2583) Die prophetischen
Schriften auf Jesus Christus hin zu lesen, steht im Kontext dessen, was eingangs über das Zusammen-
spiel von Erwartung und Erfüllung gesagt wurde. Das prophetische „Tauet ihr Himmel!“ war uns Aus-
gangspunkt für die weiteren Überlegungen. Wie das Wort „Tauet ihr Himmel!“, das sich bei Jesaja
findet und das die Erwartung und Hoffnung der Menschen ebenso ausdrückt wie die Verheißung Got-
tes, so sind auch die Propheten selbst Erwartende, Hoffende, Gottes-Antlitz-Suchende und zugleich
Verheißende, Glaubende, Betende.
Auch wenn in Johannes dem Täufer die Reihe der alttestamentlichen Propheten geschlossen
hat, weil dann ja mit Jesus Christus die Fülle der Zeit erreicht war, so gilt dennoch auch uns heute die
Botschaft der Propheten: Im Hinterfragen dessen, was unserer sozialen, moralischen und geistlichen
Gesundheit zuträglich und was abträglich ist. Und noch grundlegender in der Frage, ob und wann der
Mensch sagen kann: „Der Herr ist mein Gott.“ und wie ich darauf mein Leben aufbaue – eben im Ver-
trauen auf einen Gott, der sagt „Ich bin bei Dir“ – ein Vertrauen, aus dem heraus die Propheten ihren
Auftrag erfüllen konnten.
Welche Aufgabe hatten die Propheten Israels im Alten Testament? lic. theol. Robert Paulus
1
Radio Horeb
Katechismus der Katholischen Kirche
Sendedatum: 19.12.2011
Welche Aufgabe hatten die Propheten Israels im Alten Testament?
Sie kennen wohl das alte Wort „Tauet ihr Himmel.“ Wasser vom Himmel – in all seinen For-
men – ist bei uns kein Luxusgut, ganz im Gegensatz zu den Gegenden der Erde, in denen Wasser re-
gelrecht ersehnt wird. Wer vom „lebensspendenden Nass“ spricht, mag sich daher der Tragweite sei-
ner Rede bewusst sein: Ausreichend Wasser zu haben, das gibt, erhält und sichert Leben. Fehlendes
Wasser lässt nichts keimen oder führt zum Tod.
Beim Propheten Jesaja findet sich dieser bekannte Ausruf: „Tauet, ihr Himmel, von oben! Ihr
Wolken, regnet herab den Gerechten! Tu dich auf, o Erde, und sprosse den Heiland (/ das Heil) her-
vor!“ (vgl. Jes 45,8). Das eben erwähnte „lebensspendende Nass“ gewinnt hier eine geistliche Dimen-
sion: Zum Einen begegnet die Sehnsucht nach dem, was (oder vielmehr: „nach dem, der) uns erfrischt,
der uns am Leben hält, der vom Himmel kam, um uns zum Himmel zu führen – großartig ausgedrückt
im bekannten Adventslied: „‚Tauet Himmel den Gerechten, Wolken regnet ihn herab!’ rief das Volk in
bangen Nächten, dem Gott die Verheißung gab, einst den Retter selbst zu sehen und zum Himmel
einzugehen, denn verschlossen war das Tor, bis der Heiland trat hervor.“ Zum Anderen ist da aber
auch die Verheißung Gottes selbst. Im genannten Vers aus dem Buch Jesaja steht auch der Zusatz:
„Ich, der Herr, will es vollbringen.“ Das „Rorate“ – „Tauet!“ ist nicht nur sehnsuchtsvolle Bitte des
Volkes, sondern zugleich verheißungsvoller Auftrag Gottes – ein Auftrag, der die Natur und Erde mit
einbezieht; ein Wort Gottes, in dem Erwartung und Erfüllung zusammenkommen.
In den Botschaften der Propheten findet sich genau dieses Zu- und Miteinander von Erwartung
und Erfüllung. Das eben zitierte Wort „Tauet Himmel den Gerechten!“ des Propheten Jesaja mag da-
für exemplarisch stehen. In dem, was die Prophetengestalten dem Volk auf den Weg mitgeben, findet
sich sowohl eine erwartende als auch eine verheißende Komponente. Die Propheten waren Personen,
die – von ihrer Natur her als Menschen – ganz auf der Seite der Menschen standen und doch zugleich
auch – von ihrer Sendung her – auf der Seite Gottes. Das griechische Wort „pro-phetes“, das mit „Für-
sprecher“ und „Sendbote“ zu übersetzen ist, bringt das schön zum Ausdruck. Propheten sprechen „für
Gott“, sind sein Sprachrohr, seine von ihm gesandten menschlichen Boten. Sie sind aber auch Für-
sprecher des Volkes Israel, der Menschen bei Gott, weil sie mit ihm in Kontakt stehen und die Nöte
der Menschen ihm mitteilen. In dieser Hinsicht könnte man auch sagen, dass sie das Pendant zu den
Engeln Gottes sind – freilich mit all den Gebrechlichkeiten und Schwächen, die sie als Menschen ha-
ben, denen sie auch aufgrund ihrer Leiblichkeit unterworfen sind. Vielleicht hilft uns diese Gegen-
überstellung „Engel – Propheten“ auch in einem anderen Punkt; dann nämlich, wenn es um ihr Tun
geht: Die Engel stehen tagein tagaus – oder besser: in Ewigkeit – vor Gottes Angesicht, sie schauen
seine Herrlichkeit, wie es biblisch fundiert immer wieder in der Liturgie heißt. Die Propheten aber
sind als Menschen Sucher des Angesichts Gottes. In diesem Sinn sind sie „Vertreter“ des Volkes Got-
tes, das als Ganzes gerufen ist, das Antlitz Gottes zu suchen. Ohne Frage muss man hier vorsichtig
sein: „Vertreter des Volkes“ klingt in unseren Ohren wie „demokratisch gewählte Abgeordnete“. Die
eigentliche Wahl, Auswahl und Sendung erfolgt bei den Propheten aber von Gottes Seite. In diesem
Gesandtsein stehen sie gleichsam an der Schnittstelle zwischen dem Volk des Alten Bundes und des-
sen einzigen Gott. Im Katechismus heißt es: „Die Propheten rufen zur Bekehrung des Herzens und
legen für das Volk Fürsprache ein, während sie selbst – wie Elija – mit Feuereifer das Antlitz
Gottes suchen.“ (KKK 2595) Die hier erwähnte „Bekehrung des Herzens“ meint letztlich das, was
unter der „Hinwendung zu Gott“, dem Suchen des Angesichts Gottes, zu verstehen ist. Als Gottsucher
wollen sie das Volk, zu dem sie gesandt sind, mit auf den Weg zu Gott nehmen. An dieser Stelle ergibt
sich eine intuitive Assoziation mit dem Bild des „Tauens“, des oben erwähnten „Wassers vom Him-
mel“. Wie der Regen zur Erde kommt und das himmlische Nass im Wasserkreislauf wieder dorthin
zurückkehrt, so lässt sich auch das Grundgeheimnis des jüdisch-christlichen Glaubens fassen: Gott
kommt zur Erde, zu den Menschen, um die Menschen um sich zu versammeln, in den Himmel zu ho-
len, „heimzuholen“, wie es der Apostel Paulus ausdrücken würde, der an die Gemeinde in Philippi
schrieb: „Unsere Heimat ist im Himmel!“ (Phil 3,20) Die Propheten sind in diesem Prozess Wegberei-
ter Gottes und Wegbereiter für das Volk zugleich.
Welche Aufgabe hatten die Propheten Israels im Alten Testament? lic. theol. Robert Paulus
2
Das biblische Zeugnis berichtet uns von einer ganzen Reihe an Propheten, die sich als „von
Gott gesandt“ begreifen. Wie diese Berufung zum Propheten erfolgte – ob z.B. durch eine Vision oder
eine Audition, also das Hören des Anrufes Gottes –, ist von Prophet zu Prophet verschieden. Die Beru-
fungen sind deshalb unterschiedlich, weil die Menschen unterschiedlich sind und Gott dem Menschen
auf einzigartige und je individuelle Weise begegnet. Immer wieder geschieht diese Berufung auch
gegen den anfänglichen Willen der späteren Propheten, die ja durch ihr Prophetsein nicht gerade gro-
ßes Sozialprestige erwartet. Und doch gibt es bei aller Verschiedenheit der Berufungen eine Gemein-
samkeit, die von der Botschaft herrührt. Klarer wird dies, wenn die sog. „falschen Propheten“ in den
Blick kommen, von denen auch an manchen Stellen die Bibel berichtet wird (z.B. 1 Kön 18). Diese
nicht von Gott gesandten Künder sind „selbsternannte Propheten“, schauen weniger auf das Angesicht
Gottes und suchen weniger dessen Zustimmung als vielmehr die des Volkes bzw. des ihnen überstell-
ten Herrschers. Die echten und wahren Propheten des Alten Testamentes zeichnen sich hingegen da-
durch aus, dass sie von dem einen Gott, dem „Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs“ gesandt sind, ihn
und seine Botschaft alleine verkündigen (im Gegensatz zu den z.T. polytheistisch geprägten Ansagen
der falschen Propheten) und dass ihre Botschaft nicht immer Gefallen bei den Menschen findet. Ja, im
Gegenteil, streckenweise wird für diejenigen, welche die Begebenheiten der alttestamentlichen Pro-
pheten schriftlich fixierten, gerade die Ablehnung der Botschaft der wahren Propheten durch das Volk
zu einem Markenzeichen und Ausweiskriterium für die „Echtheit“ der jeweiligen Propheten. Die vor
der musikalischen Pause genannte Aufgabe der „Wegbereitung“ war also kein Spaziergang für die
Propheten. Doch haben sie, und dies ist wiederum ein Kennzeichen der wahren Propheten, eine Kraft-
quelle in Gott selbst, der sie sendet. In der Nummer 2584 des Katechismus steht:„Im Alleinsein mit
Gott empfangen die Propheten Licht und Kraft für ihre Sendung. Ihr Gebet ist nicht eine Flucht
aus der ungläubigen Welt, sondern ein Hören auf das Wort Gottes. Dieses Gebet ist manchmal
eine Aussprache oder eine Klage, immer aber eine Fürbitte, die das Eingreifen des rettenden
Gottes, des Herrn der Geschichte, erwartet und vorbereitet.“ (KKK 2584)
Kurz gesagt: Propheten beten, sie stehen in Kontakt mit Gott – über das Berufungsereignis
hinaus. Das Suchen des Antlitzes Gottes, wie es auch der Psalm 24,6 ausdrückt, ist ein lebenslanger
Prozess und kein einmalig abgeschlossener Vorgang. Zugleich hat diese kontemplative (also: betrach-
tende) Seite Auswirkungen auf die Lebenspraxis der Propheten und ihrer Zeitgenossen: Genau daher
rührt die Sozialkritik bei einem Propheten Amos (z.B. Amos 1,11) oder die Kultkritik, welcher der
Leser z.B. bei Jeremia (z.B. Jer 14,12) begegnet. Die Kritik am sozialen, moralischen aber auch geist-
lichen Zustand des Volkes Gottes bezieht sich i.d.R. ebenso auf die Vergangenheit wie auf die Ge-
genwart der jeweiligen Zeit, in der ein Prophet auftrat. Der Blick in die Zukunft war nach propheti-
schem Zeugnis die zu erwartende Antwort Gottes auf die Ungerechtigkeiten und Unstimmigkeiten im
Volk. Unheilsprophezeiungen und Untergangsankündigungen prägen daher viele prophetische Bot-
schaften.
Ein näherer Blick in die prophetischen Bücher der Bibel, der „Nebiim“, wie sie im Judentum
heißen, und unser Glaubenswissen sind uns aber eine Hilfe dieses etwas einseitige Bild ins Lot zu
bringen. Nicht nur Unheilsbotschaft, sondern auch Heilsverheißungen finden sich bei den Propheten.
Die Stellen aus dem Propheten Jesaja, die in der Adventszeit gelesen werden, sind hierfür ein ein-
drückliches Zeugnis. Bei allem Aufatmen, dass es also auch positive Ankündigungen gibt, könnte man
aber auch ins Grübeln kommen: Ändert Gott etwa seine Meinung – von einerseits „das Unheil verhän-
gend“ bis andererseits „das Heil schenkend“? Mit einem Blick in die Geschichte des Volkes Israel
kann man auf diese Frage eine Antwort geben: Im Jahr 722 v.Chr. wurde das Nordreich Israel zerstört,
586 v.Chr. ein Teil der jüdischen Bevölkerung nach Babylon verschleppt. Diese Ereignisse waren
durch Propheten angekündigt worden. Und doch ging die Prophetie auch in und nach diesen ein-
schneidenden Ereignissen weiter: Gott sprach weiterhin zu seinem Volk und er macht ihm Mut und
Hoffnung. Die Botschaft Gottes lautet vorher wie nachher: Ich bin der „Ich bin da“ (vgl. Ex 3,14), der
Gott, der es aus Ägypten befreit hat, der auch weiterhin mit seinem Volk unterwegs ist, der es nicht
verlässt. Diese Anwesenheit Gottes – ausgedrückt auch und gerade durch die Anwesenheit der Prophe-
ten – hat so immer etwas Zweischneidiges: Gott ist da – er sieht die Ungerechtigkeit und steht auf der
Seite der Schwachen und handelt, eben notfalls auch mit einer pädagogischen Lehrstunde durch so
einschneidende Ereignisse wie das erwähnte Babylonische Exil. Er steht aber auch dann auf der Seite
der Schwachen und handelt, wenn sein ganzes Volk von fremder Macht geknechtet und unterdrückt
wird. Das Warten auf einen Befreier und Retter, den Messias, prägt auch bis heute den jüdischen
Glauben.
Welche Aufgabe hatten die Propheten Israels im Alten Testament? lic. theol. Robert Paulus
3
Im christlichen Verständnis werden ohne Frage die Verheißungen der Propheten auf Jesus
Christus hin gelesen. Im Katechismus unter der Nummer 2581 liest man über den Tempel in Jerusa-
lem: „Der Tempel sollte für das Volk Gottes der Ort der Einübung in das Gebet sein. Die Wall-
fahrten, die Feste und die Opfer, das Abendopfer, der Weihrauch und die ‚Schaubrote’ waren
Zeichen der Heiligkeit und Herrlichkeit des erhabenen und doch ganz nahen Gottes. Sie waren
Aufrufe zum Gebet und Wege des Gebetes. Aber der äußere Vollzug der religiösen Handlungen
verleitete das Volk oft zu einem nur noch äußerlichen Kult. Es bedurfte der Erziehung im Glau-
ben und der Bekehrung des Herzens. Dies war die Aufgabe der Propheten vor und nach dem
Exil.“ (KKK 2581) Hier findet sich das vorhin Gesagte nochmals komprimiert und auf den jüdischen
Gottesdienst im Tempel bezogen. Propheten sind im Auftrag Gottes Sprachrohre, sie sind aber auch
im Auftrag Gottes Erzieher und im übertragenen Sinn „Ärzte“, „Herzspezialisten“, die mit der Bekeh-
rung der Herzen betraut sind, weil sie selbst „am Puls Gottes“ leben. Gott liegt viel am Wohl seines
Volkes, an seiner sozialen, moralischen und geistlichen Gesundheit, die es nur in Gemeinschaft mit
Gott geben kann. Genau deshalb sandte er die Propheten. Elija, der als „Vater der Propheten“ gilt,
heißt übersetzt „Der Herr ist mein Gott.“ Dieser Name soll Programm sein – nicht nur für Elija selbst,
sondern für das ganze Volk Gottes: „Der Herr ist mein Gott.“ (vgl. KKK 2582) Das dürfte auch die
kürzeste Antwort sein auf den Anruf Gottes. Es erinnert ein wenig an das dem heiligen Augustinus
zugeschrieben Wort „Liebe und tu, was du willst.“ Wer sagt: „Der Herr ist mein Gott.“, der wird in
sozialer, moralischer und geistlicher Hinsicht recht tun und gut handeln. Um dies zu begreifen, bedarf
es beim Menschen eines Lernprozesses. Diesen Lernvorgang hat das Volk des Alten Bundes in Höhen
und Tiefen, himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt erfahren und auch durchlitten. Stets am Leben
blieben dabei die Hoffnung und das Warten auf den Messias, den, der kommt als konkreter Ausdruck
der Nähe Gottes, den der sozusagen in einer Gestalt das zusammenführt, was Viele in „Der Herr ist
mein Gott.“ bekennen und beten.
In Jesus Christus hat sich nach christlichem Verständnis die Botschaft der Messiasankündi-
gung, wie sie sich mal mehr, mal weniger deutlich bei den Propheten findet, erfüllt. Der Katechismus
kommt in der Nr. 2583 im Zusammenhang mit dem Leben des Propheten Elija bezeichnenderweise
auf das Verklärungsereignis (vgl. Mt 17,1-9) zu sprechen: „Erst auf dem Berg der Verklärung wird
sich Gott, dessen Antlitz die Menschen suchen, enthüllen. Auf dem Antlitz des gekreuzigten und
auferstandenen Christus erkennen sie die Herrlichkeit Gottes.“ (KKK 2583) Die prophetischen
Schriften auf Jesus Christus hin zu lesen, steht im Kontext dessen, was eingangs über das Zusammen-
spiel von Erwartung und Erfüllung gesagt wurde. Das prophetische „Tauet ihr Himmel!“ war uns Aus-
gangspunkt für die weiteren Überlegungen. Wie das Wort „Tauet ihr Himmel!“, das sich bei Jesaja
findet und das die Erwartung und Hoffnung der Menschen ebenso ausdrückt wie die Verheißung Got-
tes, so sind auch die Propheten selbst Erwartende, Hoffende, Gottes-Antlitz-Suchende und zugleich
Verheißende, Glaubende, Betende.
Auch wenn in Johannes dem Täufer die Reihe der alttestamentlichen Propheten geschlossen
hat, weil dann ja mit Jesus Christus die Fülle der Zeit erreicht war, so gilt dennoch auch uns heute die
Botschaft der Propheten: Im Hinterfragen dessen, was unserer sozialen, moralischen und geistlichen
Gesundheit zuträglich und was abträglich ist. Und noch grundlegender in der Frage, ob und wann der
Mensch sagen kann: „Der Herr ist mein Gott.“ und wie ich darauf mein Leben aufbaue – eben im Ver-
trauen auf einen Gott, der sagt „Ich bin bei Dir“ – ein Vertrauen, aus dem heraus die Propheten ihren
Auftrag erfüllen konnten.
19:45
A. d. J. - Mittendrin - Promis u. Normalos sprechen über Gott und die Welt
"Light in our darkness" - Einstimmung auf das große Fest
20:15
A. d. J. - Spurensuche - Glaube nachgefragt
"IT-Spezialisten des Glaubens" - Dem YOUCAT auf den Grund gehen, 3. Teil
22:00
Knast- und Szenefunk
"Keine Zelle kann Gott aufhalten" - Gedanken von Papst Franziskus über Knackis und Verbrecher.