Programm
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Dienstag, 19. November
07:30
Impuls
Glaubens-Freude. Ermutigungen zum Credo.
Autor: Erzbischof Dr. Ludwig Schick
gelesen von Nicole Daiber
gelesen von Nicole Daiber
Die Impulse sind entnommen:
Hans-Jürgen Vogelpohl (Hg.): Unsere Tür steht immer offen. Die Einladung gilt. Benno-Verlag
http://www.st-benno.de/shop/glaubenswelt/lebenshilfe-erfahrungsberichte/unsere-tur-steht-immer-offen.html
10:00
Lebenshilfe
zum Buß- und Bettag: Bereit zur Umkehr?
Pfr. Burkhard Weber, ev. Theologe, Direktor Evangelistenschule Johanneum
Kontaktinformationen:
Evangelistenschule Johanneum
Melanchthonstr. 36, 42281 Wuppertal
Tel.: 0202-50 0051
eMail: info@johanneum.net
Im Internet: www.johanneum-wuppertal.de
Evangelistenschule Johanneum
Melanchthonstr. 36, 42281 Wuppertal
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eMail: info@johanneum.net
Im Internet: www.johanneum-wuppertal.de
14:00
Spiritualität
„Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht…“ - Hl. Elisabeth von Thüringen.
Pfr. Thomas Sauter
Biographie über die Heilige Elisabeth von Thüringen:
"Triumph der Demut. Das Leben der heiligen Elisabeth" von Mary Lavater-Sloman, Zürch 1952. Dieses Buch ist nur noch antiquarisch erhältlich!
16:30
Katechismus
"Wie hilft uns Gemeinschaft auf dem Weg zu Gott?"
Kpl. Robert Paulus
Radio Horeb
Katechismus der Katholischen Kirche
Sendedatum: 07.09.2011
Wie hilft uns Gemeinschaft auf dem Weg zu Gott?
lic. theol. Robert Paulus
Der selige Papst Johannes Paul II. schrieb im Jahr 1991, 100 Jahre nach der großen Sozialenzyklika Rerum Novarum von Papst Leo XIII., in Centesimus Annus: „Wenn es keine transzendente Wahrheit gibt, der gehorchend der Mensch zu seiner vollen Identität gelangt, gibt es kein sicheres Prinzip, das gerechte Beziehungen zwischen den Menschen gewährleistet. Ihr Klasseninteresse, Gruppeninteresse und nationales Interesse bringt sie unweigerlich in Gegensatz zueinander. Wenn die transzendente Wahrheit nicht anerkannt wird, dann triumphiert die Gewalt der Macht.“ (Centesimus Annus = CA 44)
Aus diesem Text spricht das Verständnis, dass die soziale Dimension als in die Natur des Menschen gelegte Anlage ihre Verbindung zur Transzendenz braucht, dass also allein aus einer Verbindung zu Gott der Mensch seine wahre Bestimmung erkennt – auch in Hinblick auf die Gemeinschaft und Gesellschaft der Menschen. Das gesellschaftliche Leben kann, wenn es mit dem göttlichen Gesetz in Einklang steht, in seiner Vielfalt und Verschiedenheit ein Spiegel sein für den Reichtum Gottes. Die Bestimmung des Menschen hin auf den Mitmenschen und auf die menschliche Gemeinschaft ist in seiner Gottesebenbildlichkeit begründet, denn unser Gott ist selbst ja in seiner Dreifaltigkeit Beziehung. Die Gottesebenbildlichkeit ist auch die Grundlage für die Würde eines jeden Menschen, von der sich dann wiederum natürliche Rechte und Pflichten ableiten. Die hl. Edith Stein, Teresia Benedicta vom Kreuz (1891-1942) bringt die christliche Sicht auf den Punkt, wenn sie schreibt: „Für die Christen gibt es keinen fremden Menschen. Der ist jeweils der Nächste, den wir vor uns haben und der unser am meisten bedarf; gleichgültig, ob er verwandt ist oder nicht, ob wir ihn mögen oder nicht, ob er der Hilfe moralisch würdig ist oder nicht.“ Nicht aufgrund verwandtschaftlicher Beziehung oder aufgrund von Zuneigung wird der Mensch wertvoll, sondern aufgrund seines Von-Gott-geschaffen-Seins und der in jeden Menschen angelegten (ob dann gepflegten, ist eine andere Frage) Beziehung zu seinem Schöpfer. Was der griechische Philosoph Aristoteles in Hinblick auf die Autorität innerhalb einer Gesellschaft sagt, nämlich, dass es keine Gemeinschaft ohne eine letzte Instanz gibt, können wir als Christen in Hinblick auf Gott nur unterstreichen. Von der Würde des einzelnen Menschen leiten sich seine Menschen- und Freiheitsrechte her. Als selbstverantwortliches und transzendent bestimmtes Wesen begegnet der eine Mensch seinem Mitmenschen auf einer Ebene, die weit über dem steht, was die rein biologische Ebene bestimmt. Der Nächste ist also nicht in erster Linie Artgenosse, Feind, Konkurrent oder möglicher Sexualpartner, sondern eben grundlegend Mensch, ein von Gott geschaffenes, mit unveräußerlicher Gottesebenbildlichkeit ausgestattetes Wesen.
Was zum Umgang des einzelnen Menschen mit seinem Mitmenschen gesagt wird, kann, ja muss auch auf das Verhältnis der Gesellschaft zum Einzelnen übertragen werden. Jede Gemeinschaft und Gesellschaft und in ihr jede rechtmäßige Autorität orientiert sich am Gemeinwohl. Das Zweite Vatikanische Konzil bestimmt das Gemeinwohl nun als „die Summe aller jener Bedingungen gesellschaftlichen Lebens, die den Einzelnen, den Familien und gesellschaftlichen Gruppen ihre eigene Vervollkommnung voller und ungehinderter zu erreichen gestatten.“ (Gaudium et Spes = GS 74) Indem also die Gesellschaft die Grundrechte des Einzelnen achtet, Freiheit, Frieden und soziale Sicherheit herstellt und bewahrt, trägt die Gesellschaft auch zur Entfaltung des Einzelnen bei – und diese Entfaltung meint in geistiger und religiöser Weise auch immer zugleich das Aufscheinenlassen der Gottesebenbildlichkeit. So haben wir eine erste Grundbestimmung gefunden, die besagt, dass die Gesellschaft einen Auftrag hat, der im Dienst am Einzelnen steht. Auf jeder Ebene, sei es z.B. in der familiären, beruflichen oder politischen Gemeinschaft ist dafür Sorge zu tragen, dass der einzelne Mensch sich als freie Persönlichkeit entfalten kann, sich selbst verwirklichen kann, wobei aber natürlich „Selbstverwirklichung“ wiederum nicht „absolut“ (von lat. „absolvere“), also „losgelöst“ verstanden werden darf, sondern bedeutet, dass die Freiheit, die durch die Gesellschaft ermöglicht bzw. garantiert ist, verantwortungsvoll ausgeübt wird. Es gilt aber nicht nur die Richtung von der Gesellschaft zum Einzelnen hin. Die menschliche Gemeinschaft und der einzelne Mensch sind wechselseitig aufeinander bezogen. In Hinblick auf ungerechte gesellschaftliche Strukturen schreibt der Katechismus: „Deshalb ist an die geistigen und sittlichen Kräfte des Menschen zu appellieren, und es ist daran zu erinnern, dass sich der Mensch dauernd innerlich erneuern muss, um Gesellschaftsveränderungen herbeizuführen, die wirklich im Dienste der Person stehen. Die Bekehrung des Herzens ist an erste Stelle zu setzen. Das enthebt nicht der Pflicht, sondern verstärkt sie vielmehr, Institutionen und Lebensbedingungen, falls sie zur Sünde Anlass geben, zu verbessern, damit sie den Normen der Gerechtigkeit entsprechen und das Gute fördern, statt es zu behindern.“ (KKK 1888)
Die Bekehrung der einzelnen Menschen ist auch die Grundlage des von Papst Johannes Paul II. als „Zivilisation der Liebe“ bezeichneten ethisch-kulturellen Erbes des Evangeliums. Das Hauptgebot der Liebe und die soziale Ordnung stehen nicht monolithisch nebeneinander; vielmehr baut die soziale Ordnung auf dem Liebesgebot auf – sei es explizit, also offensichtlich, sei es implizit, also ohne konkrete Bezugnahme auf das Gebot des Herrn: „Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet.“ (Joh 15,12-16)
Als im 5. Jahrhundert vor Christus der römische Konsul Menenius Agrippa die Ständekämpfe zwischen Plebejern und Patriziern, d.h. zwischen den bürgerlichen und adligen Schichten, in der römischen Republik befriedigen konnte, war ihm dies – so die Überlieferung – auch gerade dadurch gelungen, dass er das Gemeinwesen, die Gesellschaft mit einem Organismus verglich, in dem jedes Glied das andere braucht.
Menenius Agrippa war nicht der erste gewesen, der dieses Bild verwendete. In Griechenland hatten schon Platon und Aristoteles diesen Vergleich zwischen Staat und Organismus gebracht. Und auch in der später folgenden römischen Kaiserzeit finden wir diesen Gedanken wieder, z.B. beim Schriftsteller und Philosophen Seneca. Auch ein Apostel Paulus verwendet diese Metapher vom Leib und den Gliedern und wendet sie auf die Kirche an (vgl. Röm 12,4-8; 1 Kor 12,12-30; Eph 4,15-16):
„Auch der Leib besteht nicht nur aus einem Glied, sondern aus vielen Gliedern. Wenn der Fuß sagt: Ich bin keine Hand, ich gehöre nicht zum Leib!, so gehört er doch zum Leib. Und wenn das Ohr sagt: Ich bin kein Auge, ich gehöre nicht zum Leib!, so gehört es doch zum Leib. Wenn der ganze Leib nur Auge wäre, wo bliebe dann das Gehör? Wenn er nur Gehör wäre, wo bliebe dann der Geruchssinn? Nun aber hat Gott jedes einzelne Glied so in den Leib eingefügt, wie es seiner Absicht entsprach. Wären alle zusammen nur ein Glied, wo bliebe dann der Leib? So aber gibt es viele Glieder und doch nur einen Leib. Das Auge kann nicht zur Hand sagen: Ich bin nicht auf dich angewiesen. Der Kopf kann nicht zu den Füßen sagen: Ich brauche euch nicht. Im Gegenteil, gerade die schwächer scheinenden Glieder des Leibes sind unentbehrlich. Denen, die wir für weniger edel ansehen, erweisen wir um so mehr Ehre, und unseren weniger anständigen Gliedern begegnen wir mit mehr Anstand, während die anständigen das nicht nötig haben. Gott aber hat den Leib so zusammengefügt, dass er dem geringsten Glied mehr Ehre zukommen ließ, damit im Leib kein Zwiespalt entstehe, sondern alle Glieder einträchtig füreinander sorgen. Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit; wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle anderen mit ihm. Ihr aber seid der Leib Christi, und jeder einzelne ist ein Glied an ihm. So hat Gott in der Kirche die einen als Apostel eingesetzt, die andern als Propheten, die dritten als Lehrer; ferner verlieh er die Kraft, Wunder zu tun, sodann die Gaben, Krankheiten zu heilen, zu helfen, zu leiten, endlich die verschiedenen Arten von Zungenrede. Sind etwa alle Apostel, alle Propheten, alle Lehrer? Haben alle die Kraft, Wunder zu tun? Besitzen alle die Gabe, Krankheiten zu heilen? Reden alle in Zungen? Können alle solches Reden auslegen? (1 Kor 12,14-30)
Tatsächlich sind bei aller Verschiedenheit die Parallelen zwischen der Gesellschaft und einem Organismus unübersehbar. An früherer Stelle hatte ich bereits auf das Zeitmoment hingewiesen. Eine Gesellschaft ist bleibend, reicht über die Lebensspanne eines Einzelnen hinaus, erstreckt sich in die Vergangenheit und die Zukunft. Das ähnelt unseren Körperzellen, die sich nach einer gewissen Zeit jeweils erneuern, der Organismus aber dennoch weiter der gleiche bleibt. Noch augenscheinlicher wird freilich die Ähnlichkeit zwischen Organismus und Gesellschaft, beachtet man den Dienst, den der Einzelne am Ganzen vollzieht, wobei das Ganze auch für den Einzelnen sorgt. Was wir ferner aus dem Vergleich mitnehmen können, ist die Feststellung, dass das Gemeinwohl nicht die Summe der Individualinteressen ist. Vorhin hatte ich Ihnen die Definition von „Gemeinwohl“ gegeben, wie sie die Pastoralkonstitution Gaudium et spes in Anlehnung an die Sozialenzyklika Mater et Magistra aus dem Jahr 1961 vom seligen Papst Johannes XXIII. formuliert: „Das Gemeinwohl (…) begreift in sich die Summe aller jener Bedingungen gesellschaftlichen Lebens, die den Einzelnen, den Familien und gesellschaftlichen Gruppen ihre eigene Vervollkommnung voller und ungehinderter zu erreichen gestatten.“ (GS 74) Mit der wachsenden Globalisierung ist auch ein auf der Ebene der ganzen Menschheit anzustrebendes Gemeinwohl in den Blick zu nehmen (vgl. Youcat 327), wobei Gemeinwohl immer, unabhängig von der Ebene, Schutz und Förderung der Schwächeren bedeutet und auf das Wohl der Einzelnen und der kleineren Zellen (insbesondere der Familien) ausgerichtet ist.
In diesem Zusammenhang ist auf ein weiteres Prinzip der katholischen Soziallehre hinzuweisen. Personalität, Neben Gemeinwohl und Solidarität kommen wir zu dem, was „Subsidiarität“ genannt wird. Im Wort „Subsidiarität“ steckt die lateinische Vokabel „subsidium“, „Hilfe“ / „Unterstützung“. Eine Erklärung, wie sie sich auch im Katechismus der Katholischen Kirche findet, erläutert: „Eine übergeordnete Gesellschaft darf nicht so in das innere Leben einer untergeordneten Gesellschaft dadurch eingreifen, dass sie diese ihrer Kompetenzen beraubt. Sie soll sie im Notfall unterstützen und ihr dazu helfen, ihr eigenes Handeln mit dem der anderen gesellschaftlichen Kräfte im Hinblick auf das Gemeinwohl abzustimmen.“ (CA 48, vgl. auch KKK 1883) In dieser Bestimmung sind – verständlicherweise ziemlich allgemein gehalten – die Möglichkeiten und Grenzen subsidiären Handelns angegeben. Wenn sich die jeweils niedrigere Ebene nicht mehr selbstständig helfen kann, dann (und erst dann) darf die nächsthöhere Ebene unterstützend eingreifen. In dieser Hilfe spielt dann wiederum die Orientierung am Gemeinwohl eine wichtige Rolle, d.h. auszuschließen ist eine Unterstützung von Einzelinteressen, die sich nicht mit dem vereinbaren lassen, was der Gesamtheit dienlich ist. Auch gilt das Subsidiaritätsprinzip nicht nur zwischen verschiedenen Gesellschaften bzw. Gemeinschaften und ihren Ebenen, sondern auch zwischen der z.B. politischen Gesellschaft und dem Einzelnen als solchem. Hier wie dort darf im Handeln weder einzelne Mensch noch eine menschliche Gruppierung als Mittel zu einem gesellschaftlichen Zweck dienen (vgl. Youcat 322; KKK 1887).
Der Jugendkatechismus beschreibt „Subsidiarität“ wie folgt: „Was der Einzelne für sich und aus eigenen Kräften leisten kann, darf ihm nicht durch eine übergeordnete Instanz abgenommen werden. Eine übergeordnete gesellschaftliche Institution darf nicht die Aufgaben einer untergeordneten übernehmen und ihr die Kompetenz rauben. Sie ist vielmehr dazu da, subsidiär (also beistehend) einzugreifen, wo der Einzelne oder kleinere Institutionen durch eine Aufgabe überfordert sind.“ (Youcat Nr. 323, vgl. auch Quadragesimo Anno 79-80) Der Erwachsenenkatechismus folgert daraus eindeutig: „Das Subsidiaritätsprinzip widersetzt sich allen Formen des Kollektivismus. Es zieht die Grenzen für das Eingreifen des Staates. Es zielt darauf ab, die Beziehungen zwischen den Einzelpersonen und den Gesellschaften in ein harmonisches Verhältnis zu bringen. Es sucht auf internationaler Ebene eine wahre Ordnung zu schaffen.“ (KKK 1885) Wie sich die katholische Soziallehre durch das in ihr entwickelte Subsidiaritätsprinzip gegen den Kollektivismus wendet, so verweigert sie sich durch das Prinzip der Solidarität gegen jeden sozialen und politischen Individualismus. Es wäre nun falsch anzunehmen, dass die katholische Soziallehre etwas Drittes, sozusagen etwas „Mittleres“ zwischen diesen Extremen sei.
Wie Papst Johannes Paul II. sagt, ist sie etwas „Eigenständiges“ (vgl. Sollicitudo Rei Socialis 42). Kann dies, was gesagt worden ist, nun einen Beitrag liefern zur Antwort auf die Frage:
„Wie hilft uns die Gemeinschaft auf dem Weg zu Gott?“ Der Katechismus sagt:
„‚Die Gesellschaft ist notwendig für die Verwirklichung der Berufung des Menschen. Damit dieses Ziel erreicht wird, ist die richtige Ordnung der Werte zu beachten, welche „die materiellen und triebhaften [Dimensionen] den inneren und geistigen unterordnet“ (CA 36). ‚Das Zusammenleben der Menschen ist (…) als ein vordringlich geistiges Geschehen aufzufassen. In den geistigen Bereich gehören nämlich die Forderungen, dass die Menschen im hellen Licht der Wahrheit ihre Erkenntnisse untereinander austauschen, dass sie in den Stand gesetzt werden, ihre Rechte wahrzunehmen und ihre Pflichten zu erfüllen, dass sie angespornt werden, die geistigen Güter zu erstreben, dass sie aus jeder ehrenhaften Sache, wie immer sie beschaffen sein mag, einen Anlass zu gemeinsamer rechtschaffener Freude gewinnen, dass sie in unermüdlichem Wollen das Beste, was sie haben, einander mitzuteilen und voneinander zu empfangen suchen. Diese Werte berühren und lenken alles, was sich auf Wissenschaft, Wirtschaft, soziale Einrichtungen, Entwicklung und Ordnung des Staates und schließlich auf alle übrigen Dinge bezieht, die äußerlich das menschliche Zusammenleben ausmachen und in ständigem Fortschritt
entwickeln’ (Pacem in Terris 36).“ (KKK 1886)
Auch wenn dieser Text, der übrigens ein Zitat der Enzyklika Pacem in terris Johannes’ XXIII. aus dem Jahr 1963 enthält, nicht explizit von Gott spricht, so ist doch ein für das christliche Ohr unüberhörbarer Hinweis enthalten: „Die Gesellschaft ist notwendig für die Verwirklichung der Berufung des Menschen.“ Dort, wo Menschen zusammenkommen, sich „vergemeinschaften“ und gemeinsam bemüht sind, die Berufung des Menschen zu fördern, dort ist der Herr, dort ist Gott selbst präsent, sofern die jeweilige Gemeinschaft durch das Halten und Pflegen des Liebesgebotes des Herrn ein Abbild der Liebe Gottes zu den Menschen wird. Nicht jede Gemeinschaft und Gesellschaft ist jedoch, und das dürfte klar sein, per se eine Hilfe auf dem Weg zu Gott. Der gemeinsame Blick auf das Ziel, und ich meine hier das letzte, endgültige Ziel, auf Gott, stiftet wahre Gemeinschaft. Der französische Schrifsteller Antoine de Saint-Exupéry (1900-1944) hat einmal gesagt: „Lieben heißt nicht, dabei stehenzubleiben, sich in die Augen zu schauen, sondern gemeinsam auf das gleiche Ziel hinzuschauen.“ Dieser Satz, den man immer wieder bei Hochzeiten hören kann, er gilt auch für größere Gemeinschaften: „Lieben heißt nicht, dabei stehenzubleiben, sich in die Augen zu schauen, sondern gemeinsam auf das gleiche Ziel hinzuschauen.“ Wenn eine Gesellschaft das Tun des Guten begünstigt, auf jeden Fall nicht behindern und sich von einer richtigen Ordnung der Werte leiten lässt (vgl. KKK 1895), dann erfüllt sie das Liebesgebot Gottes. Wo dies nicht der Fall ist, die Gesellschaft also den Einzelnen von Gott wegführt oder auf seinem Weg behindert, dort ist die Sünde greifbar. Wie aber sagt der hl. Apostel Paulus so stark mit Blick auf das Christusereignis: „Wo (…) die Sünde mächtig wurde, da ist die Gnade übergroß geworden.“ (Röm 5,20) Diese Gnade ist grundlegend, auf sie kommt immer und wieder die katholische Lehre zurück. So auch in der Nummer 1889 des Katechismus:
„Ohne die Hilfe der Gnade sind die Menschen außerstande, ‚den schmalen Pfad zu erkennen zwischen der Feigheit, die dem Bösen weicht, und der Gewalt, die sich zwar einbildet, das Böse zu bekämpfen, es aber in Wirklichkeit verschlimmert’ (CA 25). Dies ist der Pfad der christlichen Liebe, der Liebe zu Gott und zum Nächsten. Die Liebe ist das größte soziale Gebot. Sie achtet den anderen und dessen Rechte. Sie verlangt gerechtes Handeln und sie allein macht uns dazu fähig. Sie drängt zu einem Leben der Selbsthingabe: ‚Wer sein Leben zu bewahren sucht, wird es verlieren; wer es dagegen verliert, wird es gewinnen’ (Lk 17,33).“ (KKK 1889)
Gemeinschaft, Gemeinschaften und Gesellschaft können dann für den Einzelnen eine Hilfe auf dem persönlichen Weg zu Gott sein, wenn sich die einzelnen Menschen in ihrem persönlichen, aber eben auch gemeinsamen Handeln auf Gott hin ausrichten, wenn die verschiedenen Formen von Gemeinschaft den unteren Ebenen jeweils die Freiheit zur Entfaltung lassen. Mit „unteren“ Ebenen sind hier vor allem der Einzelne, aber auch die Familie als „Keimzelle der Gesellschaft“ gemeint; damit ist von sich aus klar, dass mit „untere“ Ebenen nicht eine Abwertung verbunden ist, im Gegenteil! Gerade die unteren, die fundamentalen, die grundlegenden Ebenen brauchen den Schutz durch die nächsthöheren Ebenen, die den Freiraum und die Führung, Begleitung und Förderung einer Entwicklung und Entfaltung des Menschen gewährleisten sollen. Genau darüber sprechen die Sozialprinzipien der Kirche – Personalität, Gemeinwohl, Solidarität und Subsidiarität. So schwierig diese Begriffe klingen und so schwer es sein kann, auszubuchstabieren, was das im Konkreten bedeutet, diese Prinzipien sind die Wegmarkierungen, die der Gesellschaft, aber auch dem Einzelnen zeigen, wie man auch im gemeinsamen Leben auf dem Weg bleiben kann, auf dem Weg zu Gott.
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Credo
Wer glaubt, ist nicht allein. 8. Teil
Pfr. Winfried Abel
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