Jetzt: Prälat Prof. Dr. Markus Graulich - Was wir glauben - der Katechismus erklärt. Teil 62
Prälat Prof. Dr. Markus Graulich - Was wir glauben - der Katechismus erklärt. Teil 62

Pfarrei der Woche

Pfarrei der Woche: St. Johannes zu Dingolfing

Betritt man den heutigen Kirchhof, so befindet man sich bereits auf historischem Grund. In diesem Fall ist das aber (nicht nur) der vor 550 Jahren erbauten Kirche geschuldet, die heute zum Verweilen einlädt, sondern ist (auch) durch den Umstand bedingt, dass die heutige Kirche an dem Ort steht, an dem um 770 bereits eine Anlage stand, die Herzog Tassilo als Herzogshof diente.

Wissenswert ist das, weil er, als einstiger Förderer des christlichen Glaubens, bis heute als ein Wegbereiter der christlichen Traditionen der Region gilt, in der wir heute mit unserer Aktion Pfarrei der Woche zu Gast sind. Aber nicht nur historisch gesehen, scheint dies ein besonderer Ort zu sein, wenn man beim Frühstück von einer Hotelbediensteten gleich einen lokalpatriotischen Kurzvortrag über die Region bekommt, die "richtige Winter und richtige Sommer" habe, "hügelig und schön sei", und verzückt resümiert sie: "Wo andere Urlaub machen, da wohnen wir."

Tatsächlich kann auch Stadtpfarrer Martin J. Martlreiter dem nur zustimmen, wenn er die Aussagen über seinen derzeitigen Wirkungsort mit einem Schmunzeln hört. Er ergänzt noch, dass auch er nur 50 km entfernt geboren worden sei und bestätigt, dass die Dingolfinger sehr stolz auf ihre Heimat wären. Dabei geht es aber nicht nur um die Geschichte des Autobaus, mit der sich der Name der Stadt seit dem Goggomobil verbindet und heute durch BMW weitergeführt wird, sondern auch um Kunsthistorie, einen sehr hohen Freizeitwert, familienfreundliche Tarife bei der Kinderbetreuung und nicht zuletzt, um "den wärmsten Winkel Bayerns", wie Stadtpfarrer Martlreiter erklärt. Er selbst versieht seinen Dienst als Seelsorger in der "Stadtpfarrei St. Johannes zu Dingolfing" nun bereits seit 2006. Gefragt zu seinem Dienst in der Pfarrei und dem Miteinander mit den Gläubigen, antwortet er: "Der Pfarrer ist ein sehr schwaches Glied, wenn er nicht von der Gemeinde unterstützt wird." Pfarrer Martlreiter ist dementsprechend ein sehr dankbarer Pfarrer, der sich von den "enorm aktiven" Gremien und Gruppen seiner Pfarrei in allen Bereichen gut unterstützt sieht, wie er versichert. Spontan schätzt er, dass circa 400 Gläubige allein in der Kolpingsfamilie, Kolpingsjugend, Frauenbund und der KAB organisiert seien und miteinander Gemeinschaft gestalten und Glauben leben würden. Zudem gäbe es noch die Messdienerschaft, Lektoren und zahlreiche Chöre und andere Musikgruppen, die sich teilweise bei Bedarf auch spontan wegen einer Gottesdienstgestaltung (neu)formieren würden. Die Kommunionkinder finden ein eigenes musisches Angebot im Kinderchor und die Firmlinge bilden jeweils eine Combo, die sich neuem geistlichen Liedgut widmet.

Neben der Musik und der Gemeinschaft der Gläubigen, versucht die Pfarrei auch den "Blick nach draußen". Eine neue Internetseite soll die Menschen neugierig auf die Gemeinde machen und einladen. Zudem kann man sich über WhatsApp informieren, einladen und erinnern lassen, womit die Pfarrei auf die Bedürfnisse einer zunehmend schnelllebigen Zeit zu reagieren versucht. Zum Entschleunigen hingegen laden die Abende der Barmherzigkeit ein. Kaplan Bernhard Pastötter C.R.V., der bei der Pfarrei-der-Woche-Übertragung auch die Predigt halten wird, bereitet diese Abende regelmäßig mit Unterstützung der Kirchengemeinde vor und die Erwartungen würden jedes Mal weit übertroffen, wie der Stadtpfarrer berichtet. Neben diesen Angeboten direkt in der Pfarrei, gibt es vier Kitas in der Trägerschaft der Pfarrei, die von über 300 Kindern besucht werden. Das Personal sei "herausragend" und "die Begegnung", die die Kinder so täglich erfahren dürften sei "zentral". Auf diese unterschiedlichen Arten, versucht die Stadtpfarrei die frohe Botschaft auch in ihr Umfeld zu tragen und einzuladen. Um sinngemäß Stadtpfarrer Martlreiter zu zitieren: "Wir sind nicht die Handelnden, sondern ER. Wir öffnen nur eine Tür oder bauen eine Brücke".

Brücken baut Stadtpfarrer Martlreiter auch privat gerne. So ist er Präsident des Verbands der Bayerischen Krippenfreunde, der sich der Aufgabe widmet, das Brauchtum sowohl der Krippe allgemein als auch im Speziellen der Jahreskrippe nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, sondern lebendig zu halten. Dabei sollen Krippen nicht nur in der gewohnten Weise zu Weihnachten ihren Platz behalten, sondern auch als Jahreskrippe "Begleiter und Botschafter durch das Kirchenjahr sein, die alle biblischen Botschaften in einem heiligen Theater szenisch darstellen", wie der Stadtpfarrer erklärt. Zudem ist Pfarrer Martlreiter seit über 20 Jahren Mitglied im "Bund Naturschutz", weswegen sich die Sanierungsarbeiten am Dachstuhl der Stadtpfarrkirche auch nach den Brut- und Nistzeiten der Fledermäuse richten. Dennoch sei die Sanierung innerhalb von zwei Jahren abgeschlossen, ist sich der Pfarrer sicher. Beinahe schade, wenn man hört, weshalb es auch wertvoll sein kann, den Sonntagsgottesdienst auf einer Baustelle zu feiern, wie Pfarrer Martlreiter im Interview berichtet.

Warum er das so sieht, erfahren Sie im Interview, das Sie hier noch einmal nachhören können.

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